Warum ist künstliche Intelligenz wichtig?
„Künstliche Intelligenz hilft, Daten inhaltlich zu analysieren und zu nutzen. In einer immer stärker vernetzten Welt wird künstliche Intelligenz zur Schlüsseltechnologie für Wirtschaft und Gesellschaft, etwa Industrie 4.0, Smart Home oder vernetztes Fahren.“
Inwiefern kann Deutschland den Rückstand gegenüber Ländern wie den USA und China noch aufholen?
„Ich bin überzeugt, dass Deutschland und Europa kräftig aufholen können, wenn die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzt und wir uns auf anwendungsnahe Themen im Industriebereich konzentrieren. Im Einsatz von KI in Zusammenhang mit Endkunden- und Nutzerdaten spielen wir sicher nicht in der ersten Liga. Gerade Deutschland sollte jedoch auf seine hervorragende industrielle Basis setzen. Sie ist unser Startvorteil. In der Industrie müssen KI-Systeme viel individueller auf Unternehmen zugeschnitten werden als im Massenmarkt. Wenn es uns in Deutschland gelingt, unser Industrie-Know-how mit KI-Know-how zu verbinden, werden wir uns eine hervorragende Wettbewerbsposition sichern. Dies gelingt wiederum nur, wenn wir die Kräfte mit unseren europäischen Partnern bündeln.“
In welchen Branchen wird KI eine besonders wichtige Rolle spielen?
„In allen Branchen, in denen Daten gesammelt und interpretiert werden können, wird KI eine wichtige Rolle spielen. Dies trifft nahezu auf die gesamte Wirtschaft zu. In der Energieerzeugung wird künstliche Intelligenz eingesetzt, um die Stickoxid-Emissionen von Gasturbinen um 15-20 Prozent zu reduzieren. In der Fertigung sind KI-Systeme in der Lage, Fehler in Bauteilen automatisch zu erkennen. In der Medizin wird KI zur Krebsdiagnose eingesetzt. So wie es heutzutage in jedem Unternehmen Computer gibt, wird auch KI eine flächendeckende Anwendung finden.“
Worauf müssen sich Beschäftigte einstellen, inwiefern droht ein Jobabbau?
„Es gibt hierzu sogar Studien, die zeigen, dass durch künstliche Intelligenz bis zum Jahr 2025 weltweit zwei Millionen mehr neue Arbeitsplätze entstehen als wegfallen. KI-Systeme übernehmen als intelligente Assistenzsysteme nur eng begrenzte Tätigkeiten. In keinem Fall decken sie alle Tätigkeitsfelder ab, mit denen die meisten Menschen tagtäglich zu tun haben. Es gilt die Faustformel: Wo der Mensch stark ist, bleibt die KI schwach. Allerdings sinkt die Halbwertszeit von Wissen immer weiter. Früher haben eine Ausbildung oder ein Studium ausgereicht, um im Arbeitsleben zu bestehen. In Zeiten der Technologisierung durch künstliche Intelligenz wird lebenslanges Lernen immer wichtiger. Diesem Wandel, aber auch der damit verbundenen Verantwortung, müssen sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam stellen.“
Zum Zeithorizont: Bis wann wird künstliche Intelligenz verbreitet eingesetzt werden, wie sind die Erwartungen?
„Erst 20 Prozent aller Unternehmen wenden hierzulande KI an, 30 Prozent befinden sich noch in der Entwicklungsphase. Um diesen Prozentsatz zu erhöhen, ist die Bundesregierung gefordert. Sie muss gerade mittelständische Unternehmen bei Einsatz und Entwicklung von KI gezielt fördern. Die geplanten Maßnahmen der KI-Strategie sind ein Schritt in die richtige Richtung. Nun muss die Politik sie mit ausreichenden Mitteln ausstatten und zügig umsetzen. In den kommenden Jahren wird sehr viel sehr schnell geschehen.“