„Europa steht vor der wichtigsten Wahl zum Europäischen Parlament seit Langem. Der Zusammenhalt der Europäischen Union (EU) ist gefährdet. Von außen versuchen strategische Konkurrenten unsere Union zu spalten, um die Mitgliedstaaten zu isolieren und Europa zu schwächen. Im Inneren werben politische Gruppierungen lautstark für den Rückzug ins Nationale. Und durch den Brexit verliert die EU aller Voraussicht nach einen ihrer größten Mitgliedstaaten.
Die deutsche Wirtschaft bekennt sich klar zu Europa: Wir sind stolze Europäer. Europa ist nicht die Ursache, sondern die Lösung vieler Probleme. Wir setzen uns bei den Wahlen zum Europäischen Parlament für alle politischen Kräfte ein, die den europäischen Einigungsprozess unterstützen.
Die europäische Integration ist das erfolgreichste Projekt unserer Zeit: Sie hat nicht nur eine beispiellose Friedensperiode garantiert, sondern bleibt auch in Zukunft unverzichtbar. Denn auf die Herausforderungen von heute kann Europa nur als Ganzes antworten. Probleme etwa in der Außen- und Sicherheitspolitik sowie in Handels und Umweltfragen wird nur die EU auf Augenhöhe mit anderen Weltmächten lösen. Jeder einzelne Mitgliedstaat – auch Deutschland – ist für sich genommen zu klein. Nur gemeinsam werden wir Europäer die uns verbindenden Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit verteidigen und weltweit stärken. Deshalb ist die europäische Integration Teil der politischen und wirtschaftlichen DNA Deutschlands.
Die deutsche EU-Mitgliedschaft ist Grundlage für internationalen Erfolg „made in Germany“. Der EU-Binnenmarkt ist unser Heimatmarkt: Er ist die Basis für Wohlstand in Deutschland und für den Erfolg der sozialen Marktwirtschaft. Egal ob Mittelständler oder Weltkonzern – jedes deutsche Unternehmen profitiert vom gemeinsamen Markt. Der Binnenmarkt ist auch ein soziales Projekt: Er hat etwa in den mittel- und osteuropäischen Staaten nach ihrem EU-Beitritt zu einer enormen wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung beigetragen, die für soziale Konvergenz gesorgt hat.
Ohne eine starke Wirtschaft gibt es kein sozial und politisch starkes Europa. Unser Kontinent braucht eine global wettbewerbsfähige Wirtschaft, die Arbeitsplätze schafft, die Digitalisierung gestaltet, den Klimawandel bewältigt, ressourceneffizient produziert und mit ihren Innovationen die Weltspitze bildet. Europa muss auch seine deindustrialisierten Regionen, in denen die EU-Skepsis besonders ausgeprägt ist, stärker in den Blick nehmen.
Entlang von „10 Zielen für ein starkes Europa“ benennen wir die Vorteile der EU-Mitgliedschaft für Unternehmen sowie für Bürger. Dem widerspricht es nicht, auch auf Schwächen und Fehlentwicklungen hinzuweisen: Die EU braucht eine Reformagenda. Wir schlagen daher Maßnahmen vor, die Europa wirtschaftlich und politisch voranbringen. Das neue Europäische Parlament und die neue Europäische Kommission müssen die kommenden fünf Jahre nutzen, um die EU stärker und wettbewerbsfähiger zu machen. Die deutsche Wirtschaft beteiligt sich an diesem Prozess und ist Teil der Lösung.“
BDI-Präsident Dieter Kempf und Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)