Zur Klärung dieser Fragen lud der BDI ins innovative Design Office direkt am Spreeufer neben dem Berliner Hauptbahnhof – und erhielt auf dem Panel und in der anschließenden Diskussion vor rund 100 Zuschauern eine Menge Antworten. „Zukunft braucht Herkunft“, betonte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang unmittelbar nach dem 70. Jahrestag der Gründung des BDI am 19. Oktober.
• Historiker Johannes Bähr, Co-Autor von „Industrie, Politik, Gesellschaft“, dem in diesem Jahr erschienenen Buch über die Geschichte des BDI und seiner Vorgänger: „1949 war nicht nur Gründungsdatum der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch Start einer wirkungsvollen Interessenvertretung der Industrie, die mit einer Stimme spricht. Davon hat auch die Demokratie profitiert. Die Verbände waren nie übermächtig, auch wenn der erste BDI-Präsident Fritz Berg länger im Amt war als Kanzler Konrad Adenauer, nämlich 22 Jahre.“ Verbände seien und blieben wichtig dank ihrer Koordinierungsfunktion, um das politische System zu entlasten: „Der BDI leistet einen wichtigen Beitrag zur Kompromissbildung für Wirtschaft und Gesellschaft.“
• Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte (Universität Duisburg-Essen): „Der Wert der Moralwährung nimmt zu. Ein Verband muss nicht nur Gutes wollen, sondern bei den Guten sein.“
• Ex-Bundesminister Thomas de Maizière: „Meistens überrascht mich kein einziges Argument von Verbänden. Kenne ich die ersten drei Sätze ihrer Äußerung, weiß ich, wie die nächsten 20 laufen.“ Dennoch: „Seriöse Gespräche mit Sachkunde sind hundertmal besser.“
• Edda Müller, frühere Chefin von Transparency International: „Ein Idealverband wäre einer, der alle Interessen vertritt, aber tatsächlich gibt es immer mehr Einzelgrüppchen. Das halte ich für ein Problem. Ein Verband darf nicht nur den Status quo verteidigen, sondern muss Zukunft gestalten wollen.“
• Janina Mütze, stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Start-ups: „Verbände müssen schneller werden. Das gelingt den kleinen besser als den großen.“
• Utz Tillmann, langjähriger Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie: „Die Wirtschaft hat viele Fakten, aber sie muss diese Fakten passend zu den richtigen Themen bringen. Schnelligkeit ist kein Wert an sich. Verbände brauchen das Vertrauen ihrer Mitglieder, indem sie diese einbinden. Nur so können Sie als Verband erfolgreich agieren.“
• Fazit: Verbände haben Zukunft – aber nicht automatisch, sondern indem sie sich auf ihre Stärken besinnen und zugleich ans veränderte Umfeld anpassen. Die gestellten Fragen bleiben auf der Agenda der Verbände.