Viele Industrieunternehmen fürchten ein wirtschaftlich schwieriges Jahr 2021 – und dennoch ist das Verständnis der Industrie für die aktuellen Eindämmungsmaßnahmen mit Blick auf das gesteigerte Infektionsrisiko durch Mutationen groß. Jetzt muss die Regierung die von ihr versprochene Mittelfriststrategie vorlegen, die das wirtschaftliche Leben schrittweise, regional differenziert, zugleich entlang eines bundesweit einheitlichen und evidenzbasierten gesundheitspolitischen Rahmens öffnet. „Dazu gehört endlich ein systematisches, wissenschaftliches Monitoring zur Wirksamkeit einzelner Eindämmungsmaßnahmen“, betont BDI-Präsident Siegfried Russwurm.
Der BDI hat mit einem 20-Punkte-Papier konkrete Vorschläge unterbreitet, wie auf Grundlage von Evidenz mehr Planungssicherheit entstehen und ein wirtschaftlicher Aufschwung gelingen kann. „Bund und Länder müssen die Stärke des Standortes Deutschland erhalten, Planbarkeit und Verlässlichkeit für Wirtschaft und Gesellschaft schaffen und den Gesundheitsschutz der Bevölkerung durch eine in sich stimmige Impf- und Teststrategie sicherstellen“, sagt BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang.
Kurzfristig sollten notwendige Zukunftsinvestitionen für Digitalisierung und Klimaschutz stärker durch Investitionsanreize flankiert werden, zum Beispiel durch eine Ausweitung der steuerlichen Forschungsförderung und Sonderabschreibungen. Auch eine Erhöhung der Verlustrückträge würde rasch Liquidität für Unternehmen schaffen und die Investitionsbereitschaft für den Wiederaufschwung vergrößern.
Was für Deutschland im Inland gilt, stimmt auch für Europa: Unsere Industrie ist wie kaum eine andere eng durch grenzüberschreitende Mitarbeiterstrukturen und Wertschöpfungsketten verflochten. „Kein EU-Staat wird die Pandemie an seinen nationalen Grenzen stoppen können“, sagt Russwurm. „Wenn es nicht gelingt, die Pandemiebekämpfung europaweit erfolgreich voranzutreiben, ist jeder nationale Erfolg nicht nachhaltig.“