Dies gilt insbesondere für den deutschen Mittelstand: Umfragen zeigen regelmäßig, dass ein Großteil des deutschen Mittelstands sich selbst noch nicht als digitalisiert ansieht. Sei es, weil die Bedeutung der Digitalisierung für die Branche oder das Unternehmen überhaupt nicht gesehen wird oder weil die Betriebe noch nicht über die richtigen Antworten und Strategien für die digitale Transformation ihres Unternehmens verfügen. Das ist bedenklich. Kein Industriezweig wird sich zurücklehnen und sagen können: Digitalisierung? Das geht uns nichts an!
Chancen der Digitalisierung aufzeigen
Der BDI und viele andere Akteure – auch die Politik – arbeiten stark daran, unsere Unternehmen weiter für das Thema zu sensibilisieren. Es geht darum, den Unternehmen – vor allem dem Mittelstand – etwa durch Demonstrations- und Testzentren die vielen Möglichkeiten und Chancen des digitalen Wirtschaftens aufzuzeigen. Schließlich erfasst die digitale Transformation sämtliche Stufen der industriellen Wertschöpfung, von der Logistik über die Produktion bis hin zur Dienstleistung – und das branchenübergreifend.
Sie bietet die Chance, enorme volkswirtschaftliche Potenziale freizusetzen für: eine ressourcensparende Logistik, eine flexiblere Arbeitswelt, effizientere Mobilität, schonendere Medizin und umweltfreundlichere Produktion. Es gibt inzwischen viele Studien, die das Potenzial der digital vernetzten Produktion untersucht haben. Je nach Branche sind Effizienzgewinne von bis zu 25 Prozent in der Produktion möglich. Damit ist Industrie 4.0 zentral für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen.
Entscheidend sind die neuen Geschäftsmodelle
Industrie 4.0 endet nicht am Werkstor; es reicht nicht, digital vernetzt zu produzieren. Durch Industrie 4.0 können wir nicht nur Kosten senken, sondern auch die Umsätze erhöhen. Eine Möglichkeit für neue Geschäftsmodelle könnte etwa im Aufbau von Plattformen bestehen, die Unternehmen mit ihren Kunden und Zulieferern vernetzen und über die neue Services angeboten werden. Wenn wir es in der deutschen Industrie zukünftig schaffen, weniger vom Produkt und mehr von der Dienstleistung her zu denken, dann haben wir gute Chancen.
Diese neuen digitalen Geschäftsmodelle zu finden, zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen, ist eine große Herausforderung für unsere Unternehmen. Umso wichtiger ist es, dass in den Unternehmen Digitalisierung zur Chefsache wird. Denn Digitalisierung ist nicht einfach ein IT-Thema. Ob sich der CEO selbst des Themas annimmt oder es einen eigenen CDO, einen Chief Digital Officer, gibt: Es kommt darauf an, die Digitalisierung des Geschäfts als strategisches Führungsthema wahrzunehmen. Ein Thema, dass für den Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens entscheidend ist.
Digitalisierung als strategisches Führungsthema
Ich bin überzeugt, dass wir in Deutschland gute Voraussetzung haben, um in der Zukunft der Industrie 4.0 an der Spitze zu stehen. In einer Studie zur ›Digitalen Transformation der Industrie‹, die der BDI zusammen mit Roland Berger im vergangenen Jahr durchgeführt hat, kam heraus: Wenn die digitale Transformation in die richtigen Bahnen gelenkt wird, winkt Deutschland ein zusätzliches Wertschöpfungspotential von 425 Milliarden Euro bis 2025. Europa könnte bis 2025 sogar einen Zuwachs von 1,25 Billionen Euro an industrieller Bruttowertschöpfung erzielen.
Und wir haben in Deutschland gute Voraussetzungen, die Potenziale zu heben. Unser Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt liegt mit fast 23 Prozent auf hohem Niveau. In den USA sind es zum Beispiel nur etwa 13 Prozent. Zudem ist die deutsche Industrie hochinnovativ: Im jüngsten Innovationsindikator von BDI und Acatech, der Akademie der Technikwissenschaften, belegt Deutschland den fünften Platz – vor unseren stärksten Wettbewerbern USA ( Rang 8), Südkorea (13), Japan (20) oder China (26). Klar, dass wir in den nächsten Jahren viele innovative, digitale Geschäftsmodelle in der deutschen Industrie sehen werden.«