Es gehe um mehr als Brasilien und Deutschland allein, sagte Kempf. „Es geht um die globale Handelsordnung, die vom Recht des Stärkeren zunehmend erschüttert wird. Die Stärke des internationalen Rechts bleibt immer öfter auf der Strecke. Gerade für eine exportstarke Industrienation wie Deutschland wird das zunehmend gefährlich.“
Kempf sprach auf den jährlichen Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstagen, die der BDI gemeinsam mit seinem brasilianischen Partnerverband CNI zum 36. Mal veranstaltete. Mit rund 210 Millionen Einwohnern ist Brasilien größtes Mitglied im Mercosur-Staatenbund mit etwa 260 Millionen Menschen.
„Der Abschluss eines EU-Mercosur-Freihandelsabkommens wäre ein starkes Signal in einer zunehmend protektionistischen Welt“, unterstrich der BDI-Präsident. Der Mercosur könnte durch Einfuhren von Anlagen und Maschinen aus der EU die eigenen Industrien modernisieren. Umgekehrt würden allein durch den Abbau von Zöllen europäische Unternehmen jährlich mehr als vier Milliarden Euro einsparen.
Brasilien ist die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas und die achtgrößte der Welt. Deutschland ist der wichtigste europäische Wirtschaftspartner Brasiliens. Einige deutsche Unternehmen sind seit über 100 Jahren in Brasilien aktiv. Alleine São Paulo ist mit rund 1.000 Unternehmen einer der größten deutschen Wirtschaftsstandorte im Ausland. Insgesamt gibt es 1.600 deutsche Unternehmen in Brasilien. Sie erwirtschaften rund zehn Prozent des industriellen Bruttoinlandsprodukts Brasiliens.