Die Corona-Pandemie macht deutlich, dass am Ende alle Werte der Gesellschaft, aller Wohlstand, alle unverzichtbaren und unverrückbaren Grundregeln sehr schnell auf den Kopf gestellt werden können. Ebenso zeigt die Krise, welche hohe Relevanz eine leistungs- und wettbewerbsfähige industrielle Gesundheitswirtschaft hat – gesellschaftspolitisch für die Gesundheitsversorgung, aber auch volkswirtschaftlich. Bundesregierung und EU-Kommission bezeichnen sie als „strategische Schlüsselindustrie“, die es zu stärken gilt. Damit die derzeit gut funktionierende Gesundheitsindustrie langfristig für eine gute Versorgung am Standort Deutschland sorgen kann, benötigt sie verlässliche Rahmenbedingungen.
„Die deutsche und europäische Politik muss endlich das Ruder herumreißen und den Handlungsrahmen für die Gesundheitswirtschaft verbessern“, sagt Iris Plöger, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung „Die frühzeitige Entwicklung eines deutschen Impfstoffs darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Politik weiter an den Standortfaktoren für Unternehmen im Gesundheitsbereich arbeiten muss.“ Die Bundesregierung stehe in der Pflicht, Produktion und Entwicklung von Schutzgütern, Arzneien und digitalen Gesundheitstechnologien in Deutschland zu vereinfachen.
Aus Sicht des BDI braucht es klare, ressortübergreifende Ziele und Maßnahmen der Bundesregierung sowie der Bundesländer, damit die industrielle Gesundheitswirtschaft auch 2030 ein Stabilitätsfaktor der deutschen Wirtschaft und ein Motor des technischen Fortschritts ist. „Unternehmen mit innovativen Zukunftstechnologien drohen den Standort Deutschland zu verlassen, weil entscheidende Standortfaktoren fehlen“, sagt Plöger. „Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Bundesregierung Bürokratie abstellt, Gesundheitsdaten nutzbar macht und deutlich mehr in Digitalisierung investiert.“
Mit der „Strategie für die industrielle Gesundheitswirtschaft – Anker in Krisenzeiten und Wachstumstreiber der Zukunft“ legt der BDI ein Grundsatzprogramm zur Weiterentwicklung der Gesundheitswirtschaft als Schlüsselindustrie am Standort Deutschland vor. Die Strategie benennt 180 Handlungsempfehlungen für 20 Standortfaktoren aus den Bereichen Versorgungssicherheit, Forschung und Innovation, Digitalisierung sowie auf ökonomisch-ökologischen Rahmenbedingungen. Der BDI, seine Mitgliedsverbände und Unternehmen sehen das Strategiepapier als ein Grundsatzprogramm für die notwendige industriepolitische Stärkung der Branche.