Bereits im vergangenen Jahr hatte der BDI-Präsident gewarnt: „Unsere liberale, regelbasierte Weltordnung steht unter Beschuss.“ Dieser Beschuss hat in den vergangenen zwölf Monaten weiter zugenommen. Der Mord am saudischen Journalisten Kashoggi, die militärische Konfrontation in der Straße von Kertsch, die unhaltbaren Zustände im Jemen sowie der angekündigte Rückzug der USA aus Syrien sind nur einige der komplexen Sicherheitsherausforderungen des vergangenen Jahres, die sich auch auf 2019 auswirken. Die Aushöhlung etablierter Regeln und Institutionen, militärische Auseinandersetzungen und immer konfrontativere Handelsbeziehungen gefährden Sicherheit und Wohlstand weltweit.
Der BDI engagiert sich und leistet mit seinen eigenen Diskussions- und Dialogforen einen Beitrag zum Austausch von Entscheidungsträgern aus der ganzen Welt. Thematisch hat die Industrie drei Schwerpunkte identifiziert. Im Fokus steht das Thema künstliche Intelligenz (KI). Mit dem Positionspapier „künstliche Intelligenz in Sicherheit und Verteidigung“ hat die deutsche Industrie bereits Handlungsempfehlungen an die Politik entwickelt und ethische Fragestellungen adressiert. Der BDI ist überzeugt, dass die letzte Entscheidung über Leben und Tod immer beim Menschen liegen muss. Gleichzeitig darf Deutschland die Entwicklung sicherheitspolitischer KI nicht verschlafen, sondern muss diese fördern und das Know-how schützen. Die Diskussion zu diesen Fragen vertieft der BDI mit prominenten Gästen, wie BDI-Präsident Dieter Kempf, vbw-Präsident Alfred Gaffal, dem Inspekteur Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr, Generalleutnant Ludwig Leinhos, der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, dem CEO von Airbus Defence and Space, Dirk Hoke, sowie Diehl Defence-CEO Claus Günther.
Darüber hinaus ist die Frage nach der strategischen Autonomie Europas, also einer stärkeren Eigenständigkeit der Europäischen Union in der Außen- und Sicherheitspolitik, ein bedeutendes Thema für den BDI. Angesichts der erstarkenden Mächte im Osten und „America first“ im Westen muss Europa endlich stärker zusammenrücken, um in Zukunft seine Interessen zu vertreten. Doch was strategische Autonomie ausmacht, in welchem Ausmaß sie politisch und industriell notwendig ist und welche Schritte zur Umsetzung nötig sind, gilt es noch zu definieren.
Dritter Schwerpunkt der diesjährigen BDI-Aktivitäten ist die steigende sicherheitspolitische und ökonomische Bedeutung des Weltraums. Raumfahrtanwendungen sind für das Industrieland Deutschland von zentraler Bedeutung und bieten große Potenziale für die deutsche Industrie. Gleichzeitig könnte der Weltraum zum Gefechtsfeld der Zukunft werden. Space Force sowie eine im All stationierte Raketenabwehr sind keine Science-Fiction sondern Inhalt amerikanischer Regierungspolitik. Der BDI greift dieses Thema frühzeitig auf und bringt sich in den kommenden Monaten aktiv in die Erarbeitung des deutschen Weltraumgesetzes ein.