Das German Symposium fand in der Woche nach dem Brexit statt. Jedes Jahr diskutieren dort führende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die aktuellen Herausforderungen Deutschlands und Großbritanniens. Auch dieses Mal waren führende Abgeordnete, Leiter von Wirtschaftsforschungsinstituten und Bundesminister vor Ort.
Dieter Kempf diskutierte gemeinsam mit dem ehemaligen Staatssekretär im Außenhandelsministerium Greg Hands sowie Karl Brauner, Vize-Direktor der Welthandelsorganisation WTO, und Baroness Ros Altmann, ehemalige britische Rentenministerin. Moderiert wurde das Gespräch von Swati Dhingra, Associate Professor in International Economics an der LSE.
Neben den bilateralen Themen war die zentrale Sorge aller Diskutanten eine sich verstärkende Schieflage in der internationalen Handelsordnung. Insbesondere die Spannungen mit den USA und China standen im Vordergrund. Britische Vertreter fürchteten einen neuen EU-Protektionismus. Eine Befürchtung, der sich Kempf entgegenstellte: „Deutschland und die EU werden sich auch nach dem britischen Austritt für Freihandel und die Fortentwicklung des Binnenmarkts einsetzen.“
Dennoch ist für ihn der Himmel über Europa alles andere als wolkenlos. Mit großen Sorgen sieht er die politischen Entwicklungen auf dem ganzen Kontinent. Die zunehmende Polarisierung der politischen Lager sei nicht auf Großbritannien beschränkt. Auch in anderen Ländern werde es zunehmend schwieriger, gemeinsame Wege zu finden. „Die Entwicklungen in unseren Partnerstaaten können uns nicht kalt lassen“, sagte Kempf.
Alle Erleichterung über eine Übergangsphase konnte nicht über die Zerstrittenheit einer Nation hinwegtäuschen. Es dürfte anspruchsvoll werden, den außenpolitischen Kompass neu auszurichten. Das gilt nicht nur für das britische Verhältnis zur EU: Zunehmend kommt die Frage auf, wie sich das Land auch zu anderen Großmächten positionieren will. Die Atmosphäre des German Symposiums war geprägt von einer Orientierungssuche, die gerade erst beginnt.
Am Ende der Debatte wurde sichtbar: Der Ton ist entscheidend. Nach einem mehrjährigen harten Ringen besteht eine Chance auf mehr Sachlichkeit im Diskurs zwischen beiden Ländern. Hier waren sich alle Teilnehmer einig. Die Auftaktveranstaltung zum German Symposium war ein erster Schritt.