„Soeben logge ich mich aus einer Videokonferenz des europäischen Industrieverbands BusinessEurope aus. Hinter mir liegen eindrucksvolle Berichte unserer europäischen Partnerverbände zu den dramatischen Folgen der Corona-Pandemie in Italien oder Spanien und konstruktive Gespräche über einen wirtschaftlichen Neustart in Europa. Es gab viele Wohnzimmereindrücke, ab und zu ein Hundebellen oder ein Kinderschreien, das inzwischen vertraute Arbeitsumfeld im Home-Office-Alltag.
Die EU-Institutionen haben auf Krisenmodus umgeschaltet. Seit Mitte März befindet sich Belgien im Lockdown. Arbeitgeber sind verpflichtet – sofern möglich – Telearbeit zu organisieren. Die Einhaltung der „Social-Distancing“-Regeln wird streng überwacht.
Für den EU-Politikprozess, der auf allen Ebenen auf Verhandlungen zum Ausgleich diverser Interessen angewiesen ist, stellt das eine erhebliche Herausforderung dar. Die gute Nachricht: Die EU bleibt handlungsfähig. Sie muss sich aber auf Kriseneindämmung und Wiederaufbau fokussieren. Zur Fortführung der diversen Gesetzgebungsprozesse fehlen – unter Berücksichtigung der nun geltenden Umgangsformen – die Räumlichkeiten für physische Treffen, ausreichende digitale Kapazitäten und nicht zuletzt die Möglichkeit zum wichtigen informellen Austausch. Sicherheitsnetze, Exit-Strategien, Wiederaufbaufonds – so lauten meine Themen dieser Tage.
Nachdem Termine und Veranstaltungen anfänglich abgesagt worden sind, verlagert sich die Interessenvertretung inzwischen in den digitalen Raum. Anlaufschwierigkeiten bei der Nutzung diverser Webinar-Instrumente sind überwunden: Die IT-Infrastruktur des BDI hat den Stresstest definitiv bestanden. Meine digitale Kompetenz steigt exponentiell an.
Zur Wahrheit meines neuen Berufsalltags gehört jedoch auch: Als Vater eines dreijährigen Sohnes und einer einmonatigen Tochter bekomme ich die permanente Doppelbelastung von Arbeit und Familie zu spüren. Ein Glück, dass ich den stressigen Weg durch den Brüsseler Verkehr dieser Tage durch spätabendliche Ausflüge in den Wald des flämischen Vorortes Tervuren ersetzen kann.“