China, Südkorea, Singapur, Hongkong, Taiwan und Japan verbinden die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfahrungen mit Epidemien in früheren Jahren, vor allem mit SARS (2002-2004) und der Vogelgrippe (2011). Sie waren wesentliche Auslöser für die schnelle, konsequente und kompromisslose Reaktion einiger Länder: frühes und umfassendes Testen, Nachverfolgung von Infizierten und Verdachtsfällen sowie weitreichende und konsequente Reisebeschränkungen.
Neben dem konsequenten – und nicht immer unumstrittenen – Durchgreifen einiger Regierungen und den einschneidenden Quarantäne-Maßnahmen zeigen sich weitere Unterschiede zu Europa in dieser frühen Phase der Pandemie. „Mund- und Atemschutzmasken gehörten in vielen asiatischen Regionen auch vor der Corona-Pandemie schon zum Straßenbild dazu. Die gesellschaftliche Akzeptanz dieser einfachen und doch nützlichen Maßnahmen ist in der aktuellen Pandemielage sicherlich ein Vorteil“, sagt Stefan Mair, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung.
Parallel zur Eindämmung der Pandemie wurden in allen betrachteten Fällen wirtschafts- und finanzpolitische Programme zur Reduzierung der wirtschaftlichen Folgen auferlegt. Dabei lag der Fokus größtenteils auf der Rettung kleiner und mittlerer Unternehmen sowie der Stützung der privaten Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen.
Der Blick nach Asien zeigt in diesen Tagen ebenfalls, dass mit Eindämmung einer ersten Ausbruchswelle die Bedrohung noch nicht aufgehoben ist. Während in Europa die Debatte um eine Exit-Strategie und den Neustart begonnen hat, bestimmt das Bild in China und anderen asiatischen Ländern die Sorge um eine zweite Welle der Infektion, mit der aus virologischer Sicht zwangsläufig zu rechnen ist. Singapur meldet beispielsweise Ende April deutlich erhöhte Infektionszahlen.
Somit bestätigt sich immer mehr, dass die Pandemie weltweit und über längere Zeit in Wellen verlaufen wird. Zu erwarten ist eine Asynchronität der Wellenbewegungen, die für eine unterschiedliche Betroffenheit der Länder zu unterschiedlichen Zeiten sorgen wird. Stefan Mair: „Diese Asynchronität macht uns große Sorgen. Unsere globalisierte und eng verwobene Weltwirtschaft wird dadurch in den kommenden Monaten immensen Herausforderungen gegenüberstehen.“
Bis zu einer Normalisierung der Lage wird es noch Zeit brauchen. Die weltweite Eindämmung der Pandemie wird auch von der Reaktion einzelner Länder abhängen. Dabei ist der Blick auf die Maßnahmen in Asien eine sinnvolle Ergänzung für die Diskussion hier in Europa.