Bei seinem Weltraumkongress vor einem Jahr in Berlin hat der BDI die Initiative für einen deutschen Startplatz für kleine Trägerraketen, sogenannte Microlauncher, gestartet.
Mit einem 50-seitigen Strategiepapier konkretisiert der BDI diesen Vorschlag nun – und legt ein Konzept für die Realisierung einer mobilen Startplattform für Microlauncher in der Nordsee innerhalb von zwei Jahren in Form eines privatwirtschaftlichen Betreibermodells mit staatlicher Unterstützung vor.
Das New Space-Ökosystem und Start-ups der Branche würden von einer deutschen Startplattform profitieren. Die Branche gilt als zukunftsträchtig: „Es gibt einen schnell wachsenden globalen Markt“, sagt Matthias Wachter, BDI-Abteilungsleiter für Sicherheit und Rohstoffe. Allein bis 2028 werden weltweit knapp 10.000 Satelliten ins All befördert. 86 Prozent dieser Satelliten werden Kleinsatelliten sein.
Eine schwimmende Startplattform auf hoher See bietet zahlreiche Vorteile. Sie würde auch Flora und Fauna am Meeresboden nicht beeinträchtigten. „Der optimale Punkt dafür liegt im sogenannten Entenschnabel“, sagte Wachter. „Der Startpunkt und die Flugbahnen liegen weit außerhalb des Nationalparks Wattenmeer und der Offshore-Windparks.“
Das Konzept ist in den vergangenen Monaten auf Basis der Anforderungen der drei deutschen Microlauncher-Hersteller und in enger Abstimmung mit Herstellern und Betreibern von Satelliten, New Space Start-ups und der maritimen Wirtschaft entstanden. Es sieht vor, dass sich die Bundesregierung nicht an Kauf, Umbau oder Betrieb der Plattform beteiligen müsste. Einzig notwendig wäre ein Zuschuss des Bundes für die Anfangsphase. Die vom Bund garantiert zu tragenden Initialkosten könnten über einen Zeitraum von etwa sechs Jahren (2021 bis 2026) verteilt werden. Sie betragen maximal 29,7 Millionen Euro. Daraus ergäbe sich ein durchschnittlicher Beitrag der Bundesregierung von 3,7 Millionen Euro bis fünf Millionen Euro pro Jahr. Ziel ist eine risikoarme und kostengünstige Realisierung der Startplattform. Deshalb sind Grundlage ausschließlich vorhandene Infrastrukturen, Technologien und Lösungen.
Ob eine Startplattform kommt, ist keine technische Frage, sondern eine politische Entscheidung. Aktuell prüft das Wirtschaftsministerium das Konzept des BDI.