„Die Corona-Pandemie hat in den zurückliegenden Monaten die Art und Weise, wie wir leben, ganz wesentlich verändert. Zu den wichtigsten Merkmalen des Strukturwandels infolge der Corona-Krise zählt die massive Verlagerung von Arbeitsprozessen ins Home-Office. Diese strukturellen Veränderungen und das Tempo des Wandels stellten alle Unternehmen vor immense Herausforderungen – insbesondere auch hinsichtlich der Wahrung der Cyberresilienz.
Viele mittelständische Unternehmen mussten in großem Umfang neue IT anschaffen und sicher an das Unternehmensnetzwerk anbinden. Große, multinational agierende Unternehmen sahen sich ob der Reisebeschränkungen mit der Frage konfrontiert, ob sie vertrauliche Besprechungen per Videokonferenz durchführen können.
Wir sollten das vorhandene „Momentum“ nutzen, um die Cyberresilienz des Standorts Deutschland zu stärken. Technische Schutzmaßnahmen, beispielsweise die Anbindung von Mobilgeräten mittels VPN, stellen jedoch nur ein Element einer ganzheitlichen Cybersicherheitsstrategie dar. Von zentraler Bedeutung sind zudem klar definierte Prozesse und Zuständigkeiten in den Unternehmen. Das Thema Cybersicherheit sollte nicht allein an die IT-Abteilung delegiert werden, sondern als strategisches Thema in der Unternehmensleitung angesiedelt sein.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Home-Office stellen ein besonders attraktives Ziel für Cyberkriminelle dar. Maßnahmen der sogenannten Cyberhygiene, also des sicheren Umgangs mit Daten und vernetzten Technologien, müssen daher auch im Home-Office konsequent umgesetzt werden. Denn im Zweifel reicht schon eine gut gefälschte E-Mail mit gefährlicher Schadsoftware aus, um selbst ausgeklügelte technische Schutzkonzepte auszuhebeln. Hierfür bedarf es fortlaufender Schulungen.
Zudem sollten Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht am falschen Ende sparen: Investitionen in die Resilienzfähigkeit der eigenen IT sollten nicht dem Rotstift zum Opfer fallen. Es handelt sich um wichtige Zukunftsinvestitionen, um Unternehmen für aktuelle und zukünftige Herausforderungen besser zu wappnen. Klar ist: Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif. Doch der Aufwand lohnt sich, da die Schadenssummen durch Cyberangriffe ungleich höher ausfallen.
Vor dem Hintergrund des Gefahren- und Schadenspotenzials des Cyberraums ist auch die Politik gefordert. Sie hat Unternehmen dabei zu unterstützen, Cybersicherheitsherausforderungen zu bewältigen. So sollte mit dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 das Cybersicherheitsniveau in Deutschland ganzheitlich gestärkt werden, ohne den Unternehmen ungerechtfertigt hohe, respektive unklare Vorgaben aufzuerlegen.“