BDI-Präsident Siegfried Russwurm warnt im Interview mit dem Handelsblatt vor Folgen des Konflikts zwischen USA und China und erklärt, wie der Streit der Weltmächte die Europäer schwächt. „Auf diese große geopolitische Entwicklung haben wir als Europäer bislang nur wenig Einfluss“, sagt Russwurm und fordert in Richtung Brüssel, dass die EU „eine eigenständige, starke Position entwickeln“ müsse, um dann gemeinsam mit anderen liberalen Partnern Einfluss auf die Weiterentwicklung der Weltordnung zu nehmen. Er sehe nicht, dass die europäische Politik Chinas Präsidenten Xi Jinping derzeit von seinem Kurs abbringen könne. Das gelte auch für die US-Regierung.
„Europa könnte das Gewicht haben“, sagt Russwurm in Bezug auf die geopolitische Macht der EU, Einfluss auf China zu nehmen. Dafür brauche es aber einen gemeinsamen Willen, „und den haben wir nicht in ausreichendem Maß.“ Außenpolitisch spreche jedes Land für sich. „Noch kommt uns die Position des Beobachters zu“, sagt der BDI-Präsident und ordnet aber zugleich ein, dass der europäische und insbesondere der deutsche Absatzmarkt auch für China wichtig sei: „China will unabhängig sein, hart und unbeugsam gegen Druck von außen. Peking will aber am Welthandel teilnehmen. Ich jedenfalls habe nicht gehört, China wolle den Export stoppen.“ Im Gegenteil: China wolle den Handel mit der Welt ausbauen und das sei nie eine Einbahnstraße.
„Dass es zu einem echten Decoupling kommt, halte ich deshalb für unwahrscheinlich“, sagt Russwurm. Weder die USA und Europa noch China könne daran ein Interesse haben, da eine solche Entwicklung nur Verlierer produzieren würde. Der BDI-Präsident unterstreicht: „Wir müssen und werden das verhindern.“