Über gegenseitige Sympathiebekundungen hinaus müssten konkrete, lösungsorientierte Schritte für die stärkere Öffnung unserer Märkte folgen. Hier seien politischer Wille und Handeln gefragt – „sowohl bei der US-Regierung als auch bei der EU und in Berlin“. Dafür sollte sich die neue Bundesregierung in Brüssel und in Washington stark machen.
„Die Stärkung des transatlantischen Wirtschaftsraums ist in beiderseitigem Interesse“, führen Menne und Russwurm aus. Schließlich exportiere die EU etwa 18 Prozent ihrer Ausfuhren in die USA (2020), und für US-Unternehmen sei Europa immer noch ein bedeutendes Investitionsziel. „Zudem verbindet uns westlich wie östlich des Atlantiks ein über Jahrzehnte bewährtes Fundament gemeinsamer Werte“, doch die Zeit zum Handeln dränge: Schon im November stehen in den USA die Zwischenwahlen an, die das Regierungshandeln für alle Beteiligten noch komplexer machen könnten.
„Einzelinitiativen wie die Zusammenarbeit von Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks in der Impfstoffherstellung und Pandemiebekämpfung zeigen das große Potenzial der atlantischen Partnerschaft. Und wie hilfreich konstruktives Miteinander sein kann, zeigen auch die erfreulichen Schritte in der Handelspolitik“, unterstreichen Menne und Russwurm.
Um die Kooperation zwischen Deutschland und Europa mit den USA zu forcieren, bringe sich die AmCham Germany mit ihren transatlantisch tätigen Unternehmen ein. Gleichzeitig hätten der BDI und drei weitere Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft im Sommer die Transatlantic Business Initiative (TBI) gegründet – mit dem Ziel, die Beziehungen zu revitalisieren: „Konkret geht es zum Beispiel darum, im Konsens das massive Problem kurzfristiger Lieferschwierigkeiten von Microchips anzugehen. Es wäre grundverkehrt, wenn die EU und die USA gegeneinander statt miteinander agieren würden – oder gar wechselseitig in protektionistische oder autarke Reflexe verfielen.“
Menne und Russwurm schließen den Beitrag mit einem Appell: „In einem engeren transatlantischen Schulterschluss liegt eine doppelte Chance: zu besserem Vorankommen bei den großen Herausforderungen, ganz besonders den globalen Energie- und Klimathemen und in einer Stärkung der westlichen Wertegemeinschaft in einer zunehmend konfliktgeladenen Welt.“