Was steckt hinter der EU-Taxonomie?
Die EU-Taxonomie ist eine Klassifizierung, die Kapitalflüsse in nachhaltige Investitionen leiten soll. Immer mehr Anleger und Fonds achten darauf, dass ihr Geld in nachhaltige Investitionen fließt. Es spielt deshalb eine große Rolle, welche Investitionen als nachhaltig gelten. Die Taxonomie definiert eine Wirtschaftsaktivität dann als ökologisch nachhaltig, wenn sie einen positiven Beitrag zu einem der sechs Umweltziele leistet (Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung und Schutz der Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung sowie Schutz und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme), keines der anderen Ziele erheblich beeinträchtigt und soziale Mindeststandards einhält. Die dazugehörige EU-Verordnung ist im Juli 2020 in Kraft getreten.
Warum sind Investitionen in moderne Gaskraftwerke nachhaltig?
Nur mit einer gesicherten Stromversorgung und Gas als Brückentechnologie ist ein früherer Kohleausstieg vor 2038 möglich. Deutschland hat politisch beschlossen, die Nutzung der Kernkraft zu beenden. Andere Länder – auch innerhalb der EU – gehen eigene Wege. Die größere Dynamik findet weltweit im Bereich der erneuerbaren Energien statt. Die drei jetzt abgeschalteten deutschen Kernkraftwerke erbringen rechnerisch so viel Leistung wie rund 1000 Windkrafträder. Im vergangenen Jahr wurden aber nur rund 450 neu gebaut. Für Deutschland bedeutet der zeitgleiche Ausstieg aus Kernkraft und Kohle, dass Gas als Brückenlösung weiterhin eine entscheidende Rolle spielt.
Laut der BDI-Studie Klimapfade 2.0 muss die Gaskraftwerkleistung in Deutschland bis 2030 sogar um 43 Gigawatt steigen, um die Klimaziele zu erreichen. Das wären rund 140 neue Wasserstoff-taugliche Gaskraftwerke der 300-MW-Klasse. Wegen Bauzeiten von mehreren Jahren wird das nur gelingen, wenn jetzt sofort mit der Planung begonnen wird. Händeringend werden deshalb Investoren gesucht, die bereit sind, in solche Anlagen zu investieren. Die Einbeziehung von Erdgas in die EU-Taxonomie erleichtert die Finanzierung dieser Investitionen. Perspektivisch können diese Kraftwerke dann klimaneutral betrieben werden.
Für eine sichere Energieversorgung muss der Ausbau der erneuerbaren Energie gekoppelt sein mit einem massiven Aufbau von Gaskraftwerken, die dann zur Treibhausgasneutralität auf grünen Wasserstoff aus Erneuerbaren umgestellt werden. Die neuen Vorgaben der EU unterstützen den Zubau allerdings noch nicht, dafür sind die Anforderungen zu unrealistisch.
Warum drängt die Zeit?
Die Regierung muss bereits in diesem Jahr entscheiden, wie moderne Gaskraftwerke zum Geschäftsmodell werden, damit sie tatsächlich schnell entstehen. Wie lohnt sich ein Kraftwerk, das vor allem dann läuft, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht? Es bleiben jetzt nur noch acht Jahre zur Erreichung der 2030-Ziele. Die Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren halbieren zu wollen, klingt ehrgeizig, reicht aber bei Weitem nicht aus.