Auf Einladung des Vizepräsidenten der Industriellenvereinigung Wolfgang Hesoun und des österreichischen Bundesministers Sebastian Kurz präsentierte eine Delegation des BDI die Erfolgsfaktoren des deutschen Wirtschaftsstandorts. Der hohe Industrieanteil in Österreich und Deutschland sei ein verbindender Vorteil, zeigte sich Grillo überzeugt. Deutschland liegt mit einer Industriequote von 22 Prozent knapp vor Österreich mit 18 Prozent. Damit liegen beide Länder über dem europäischen Durchschnitt von rund 15 Prozent.
Entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit sind vor allem die Lohnstückkosten. Die Sozialpartner in Deutschland betreiben eine Tarifpolitik, die Lohnsteigerungen an die Produktivitätsentwicklung anpasst. In den vergangenen beiden Jahren sind die Löhne jedoch stärker gestiegen als die Produktivität. Deutschland - und auch Österreich - müssen folglich in ihrer wirtschaftspolitischen Agenda mehr Fokus auf eine Produktivitätssteigerung legen.
Ein Weg dazu kann die Digitalisierung sein. „Industrie 4.0“ hat das Potential, die Wirtschaft umfangreich zu verändern. Völlig neue Jobs werden entstehen, bestehende werden sich wandeln. Dazu wird ein flexibler und dynamischer Arbeitsmarkt benötigt. „Die Werkshallen werden nicht verwaisen. Arbeit verändert sich, aber sie fällt nicht weg“, sagte Grillo. Lebenslanges Lernen und eine immer bessere Qualifizierung seien notwendig – auch um den Anschluss an die USA nicht zu verlieren.
Es sei wichtig, in technische Ausbildungen zu investieren und für die Akzeptanz neuer Technik zu kämpfen. „Wir dürfen nicht vor jeder Innovation wegrennen und sagen: Kenne ich nicht, will ich nicht“, forderte Grillo. Deutschland habe mit der Agenda 2010 vor rund zehn Jahren viel zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes erreicht, seitdem herrsche jedoch eine gewisse Reformmüdigkeit.
Ein weiterer Erfolgsfaktor des Wirtschaftsstandortes Deutschland liegt für den BDI in einer verantwortungsbewussten Fiskalpolitik. Der Schuldenstand ging von 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf 70 Prozent zurück und dürfte weiter sinken. Die Budgetüberschüsse in Zeiten des Aufschwungs haben den Schulden-Rucksack für zukünftige Generationen erleichtert. Grillo: „Das schafft Vertrauen und ist wichtig für den Standort.“
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