BDI-Präsident Ulrich Grillo appellierte an die neue Premierministerin Theresa May, Brücken nach Europa zu bauen. „Es ist im Interesse der Wirtschaft in Kontinentaleuropa wie im Vereinigten Königreich, Verlässlichkeit wiederherzustellen.“ Es gehe darum, entstehenden Schaden für die Unternehmen, ihre Beschäftigten und ihre Einkommen zu begrenzen. Die Beziehungen zwischen Großbritannien und der restlichen EU dürften nicht durch Kontrollverlust geschwächt werden.
„In den kommenden Monaten rechnen wir mit einem deutlichen Rückgang in unseren wirtschaftlichen Beziehungen", warnte Grillo. Für neue deutsche Direktinvestitionen sieht es laut BDI weiterhin schlecht aus. Das deutsch-britische Wirtschaftsverhältnis hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten besonders dynamisch entwickelt. Der bilaterale Handel beträgt zurzeit über 120 Milliarden Euro, deutsche Direktinvestitionen liegen bei über 100 Milliarden Euro. Damit hat sich der bilaterale Handel in den vergangenen 25 Jahren verdoppelt, das Investitionsvolumen sogar versechzehnfacht.
Diese stabilen und prosperierenden Wirtschaftsbeziehungen stehen nach dem Referendum auf der Kippe. Die daraus entstehende Unsicherheit dämpft Neuinvestitionen und schafft Unruhe an den globalen Finanzmärkten.
Außerhalb der EU, je nach tatsächlicher Ausgestaltung der britisch-europäischen Beziehungen, würde der britische Marktzugang zum europäischen Binnenmarkt für Dienstleistungen und Waren gefährdet sein. Zölle, Quoten und divergierende Regulierungen könnten den britisch-kontinentalen Handel schwer belasten. Nur eine Übereinkunft zwischen dem Königreich und der EU, die den Binnenmarkt offen für die Unternehmen beider Seiten hält, garantiert den Weiterbestand der robusten Wirtschaftsbeziehungen.
„Ob in London, Brüssel, Rom oder Berlin - die Politik hat die große Verantwortung, eine dauerhafte Hängepartie zu vermeiden“, forderte Grillo. Die EU müsse sich unmissverständlich dafür stark machen, wettbewerbsfähiger und für alle Bürger überzeugender zu werden.