Unter den zahlreichen Besuchern finden sich Unterstützer und Gegner des neuen Präsidenten – deren Spaltung wird im Washingtoner Stadtbild wahrnehmbar. Am Vormittag treffen sich Barack Obama und Donald Trump im Weißen Haus und treten von dort aus den gemeinsamen Weg in Richtung Capitol Hill an.
Unter Anwesenheit hoher politischer Prominenz eröffnet Senator Roy Blunt bei leichtem Regen die dortige Zeremonie durch den „call to order”. Neben Präsident Obama zählen die ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter, Bill Clinton und George W. Bush ebenso zu den Gästen wie die gesamte Familie Donald Trumps.
Im Anschluss an eine musikalische Einlage des Missouri State University Choir wird zunächst Mike Pence als Vizepraesident vereidigt. Dem Gesang des Mormon Tabernacle Choir nachfolgend, legt Donald Trump um zwölf Uhr mit einer Hand auf der Bibel Abraham Lincolns den Amtseid als 45. US-Präsident ab.
Hoffnung und Unmut
Trump adressiert seine folgende Rede an die „forgotten men and women“, denen er seinen Wahlsieg zu verdanken habe. Nach anfänglicher Kritik an seinen anwesenden Amtsvorgängern sowie am Washingtoner Establishment verspricht er, jenen Wählern die politische Macht im Land zurückzugeben. In Form und Credo gleicht die Rede seinen Wahlkampfauftritten: America first. Jede politische Entscheidung werde sich von nun an daran orientieren, ob sie amerikanischen Arbeitern und Familien nütze. In deutlichem Tonfall spricht Trump über seine handelspolitischen Absichten - was live wahrgenommen beim Publikum sehr gut ankommt. Unter den Besuchern ist die Hoffnung spürbar, dass durch die Präsidentschaft ein neuer Politikstil in Washington einzieht.
Am Ende der traditionell folgenden Inaugurationsparade ziehen Donald Trump und die First Lady Melania offiziell ins Weiße Haus ein. Parallel finden unter anderem in den Nebenstraßen des Festgeländes teils massive Protestaktionen statt.
Am Abend nimmt Trump mit seiner Frau an mehreren sogenannten Inaugurationsbällen teil. Mit gerade einmal drei Veranstaltungen nimmt diese Tradition nur ein verhältnismäßig kleines Ausmaß an.
Am Morgen des Folgetages wohnt der Präsident zum Abschluss der Festivitäten einem Gottesdienst in der Washington National Cathedral bei, während sich gleichzeitig viele 1000 Menschen in Washington zum „Women‘s March“ versammeln, um ihren Unmut gegenüber dem neuen US-Präsidenten kundzutun.
Die Stimmung in der Hauptstadt ist angespannt. Mit seiner Inaugurationsrede zeichnet sich ab, dass Trump seine Wahlkampfversprechen ohne Kompromissbereitschaft einzulösen gedenkt.