Im „House of German Business - Industries and Employers“ im Herzen des Europaviertels hat der BDI gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände BDA sowie zahlreichen Mitgliedsverbänden und Unternehmen einen sichtbaren Standort geschaffen. Mit knapp 20 Mitarbeitern vor Ort gehört der BDI zu den stärksten nationalen Interessenverbänden in Brüssel. Nahezu jede Fachabteilung ist mit mindestens einem Referenten vertreten. Diese Präsenz gewährleistet einen schnellen Zugang zu Informationen, ein belastbares Netzwerk und regelmäßige Kontakte zu allen relevanten Ansprechpartnern sowie die Möglichkeit, auch kurzfristig Termine wahrnehmen zu können.
Ein wichtiger Faktor bei der Lobbyarbeit in Brüssel: Abgesehen von den unterschiedlichen Zielen und Anliegen der jeweiligen Interessengruppen wird die Meinungsbildung auf europäischer Ebene zusätzlich durch länderspezifische Unterschiede überlagert. Was in Deutschland ein zentrales Thema sein mag, kann in Portugal völlig irrelevant sein – und umgekehrt. Das wirkt sich auf das Engagement der verschiedenen Akteure und den Gesetzgebungsprozess in Rat und Parlament aus.
Da niemand seine Interessen allein durchsetzen kann, müssen die richtigen Allianzen geschmiedet werden – länderübergreifend und durchaus auch über den Kreis der Wirtschaftsverbände hinaus. Für unsere Arbeit heißt das, zunächst herauszufinden, wer sich überhaupt mit einem bestimmten Thema beschäftigt. Wer ist ähnlich betroffen wie die deutsche Industrie und teilt unsere Anliegen? Die Komplexität dieser Aufgabe erfordert von allen Mitarbeitern neben Mehrsprachigkeit und internationaler Erfahrung ein hohes Maß an Aufgeschlossenheit und Einfühlungsvermögen.
Aber gerade das vielschichtige Umfeld macht die Tätigkeit auch so spannend: Eine Gremiensitzung bei BusinessEurope, dem europäischen Dachverband der nationalen Industrie- und Arbeitgeberverbände, mit den europäischen Partnerverbänden, Gespräche mit tschechischen Kommissionsbeamten oder niederländischen Parlamentariern, eine Informationsveranstaltung der bulgarischen Ratspräsidentschaft und ein Abendempfang in der französischen EU-Vertretung – all das ist an einem Tag möglich. Mag der Himmel in Brüssel oft grau sein – der Lobbyistenalltag ist es nicht.