Wie geht’s der Konjunktur?
2018 hat negativ überrascht. Statt einem weiteren goldenen Jahr mit vier Prozent Wachstum in der Weltwirtschaft und gut zwei Prozent in Deutschland – wie wir im Frühjahr erwartet haben – ließ die wirtschaftliche Dynamik weltweit nach. Die amerikanische Konjunktur zieht zwar dank US-Steuerreform und Mehrausgaben des Bundes deutlich an, aber in Europa und Japan ging der Schwung verloren. Die Wachstumsrate des Welthandels fiel zudem auf mäßige drei Prozent im ersten Halbjahr zurück, die deutschen Exporte passten sich dem Tempo an. Die Ölpreise stiegen bis zum Herbst deutlich. Die verzögerte Regierungsbildung in Deutschland bremste die öffentlichen Ausgaben etwas ab. Hinzu kam der Sondereffekt aus der Umstellung auf die neuen Testverfahren in der Automobilbranche. Sie brachten Industrieproduktion, Export und Autokäufe im dritten Quartal in Europa aus dem Tritt.
Wo lauern Risiken?
Im zweiten Halbjahr kamen Risiken hinzu, die am Jahresanfang als unwahrscheinlich galten: eine Wirtschaftskrise in Argentinien und der Türkei, gestiegene Ölpreise sowie der Handelskonflikt der USA mit China. In China geriet der Renminbi unter Druck. Die Aktienmärkte in China, Deutschland und Italien gaben deutlich nach. Die Gefahr eines harten Brexits besteht noch immer. Italiens neue Regierung legte einen regelwidrigen Haushaltsentwurf vor, dessen expansive Absicht durch die negativen Kapitalmarktreaktionen überkompensiert würde. Insgesamt stieg das politische Risiko für die Unternehmen und Finanzmärkte deutlich an.
Und wo sehen Sie Chancen?
Politische Konflikte ziehen wirtschaftliche Volatilität nach sich. Noch ist die weltwirtschaftliche Expansion in den großen Regionen intakt. Die US-Wirtschaft wird auch nächstes Jahr mit 2 ¾ Prozent wohl ein sattes Wachstum aufweisen. China wird mit einigen Gegenmaßnahmen die Folgen des Handelskonflikts abfedern und die Sechs-Prozent-Marke erreichen. Sollte es für die größten politischen Risiken aus den Handelskonflikten der USA und aus dem Brexit tragfähige politische Kompromisse geben, kann die deutsche Wirtschaft auch in den nächsten beiden Jahren solide wachsen. Die Gefahren sind bekannt, aber noch nicht gebannt.