Der Industriestandort Deutschland bröckelt: Hohe Energiekosten, schleppender digitaler Wandel, erdrückende Steuerlast und mangelnde Investitionen machen den Standort immer weniger attraktiv für Unternehmen aus dem In- und Ausland. Jahr für Jahr fehlen öffentliche Investitionen von mindestens einem halben Prozentpunkt der Wirtschaftsleistung, das sind rund 20 Milliarden Euro. Die Corona-Pandemie hat zusätzlich schwerwiegende Standort-Probleme an die Oberfläche gespült. Reines Krisenmanagement reicht nicht aus, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Erforderlich sind bessere Rahmenbedingungen, damit die Unternehmen auch nach der Krise investieren, Arbeitsplätze und Wachstum schaffen.
Sonst ist die Gefahr groß, dass unser Standort Deutschland weltweit abgehängt wird. BDI-Präsident Siegfried Russwurm sagte zum Auftakt der Standort-Aktion: „Die USA und China laufen uns davon – mit hohem Impftempo, aber auch mit ehrgeizigen Investitionsprogrammen. So notwendig akutes Krisenmanagement ist, so wichtig ist der Blick für das große Ganze. Das Thema Standort gehört trotz Corona ganz nach oben auf die politische Agenda.“
Mit der Aktion „Der Standort Deutschland – Die Wirtschaft macht’s“ ruft die deutsche Wirtschaft gemeinsam die Politik im Superwahljahr auf, den Industriestandort nicht nur zu verwalten, sondern zu gestalten. Dabei geht es auch darum, deutlich zu machen, was die deutsche Wirtschaft tagtäglich für den Standort leistet.
Denn die Wirtschaft sorgt maßgeblich für Wachstum und Wohlstand: Mit Löhnen, Renten und Staatsfinanzen erwirtschaften Unternehmen und ihre Belegschaften, wovon Deutschland lebt. Allein 2019 zahlten die deutschen Unternehmen mehr als 300 Milliarden Euro Löhne und Gehälter. Zudem erwirtschaften sie den allergrößten Teil der Einkommen und füllen mit Einzahlungen in die Renten-, Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung die Sozialkassen. So flossen im Jahr 2018 über 540 Milliarden Euro von Unternehmen direkt in die Sozialkassen – so viel wie nie zuvor.
„Die Politik muss die Schlagzahl erhöhen, über die Krisenbewältigung hinaus einen Wachstumskurs einschlagen und den Negativtrend der vergangenen Jahre umkehren“, unterstrich Russwurm. „Notwendig sind Reformen für die Zukunft.“ Investitionsanreize für private Unternehmen und schnellere öffentliche Investitionen seien geboten. Es gehe darum, jetzt anzupacken: „Von den Parteien, die unser Land in der kommenden Legislaturperiode regieren wollen, erwartet die Wirtschaft konkrete Vorschläge, wie sie den Standort Deutschland nachhaltig stärken wollen.“