Deutschland ist für Unternehmen ein Hochsteuerland. Fast nirgendwo auf der Welt müssen Unternehmer mehr Steuern und Abgaben leisten als hierzulande. Allein zwischen 1998 und 2017 stieg der Anteil der deutschen Unternehmensteuern am Gesamtsteueraufkommen von rund 16 auf 23 Prozent.
Um im internationalen Steuerwettbewerb nicht unter die Räder zu geraten und gleichzeitig die Corona-Krise rasch zu überwinden, braucht Deutschland dringend eine Steuerreform. Steuern runter, Wachstum rauf, fordern der BDI, Mitglieds- und Spitzenverbände mit ihrer Initiative „Standort Deutschland – Die Wirtschaft macht’s“.
„Steuersenkungen sind kein Geschenk für Unternehmen, sondern eine entscheidende Voraussetzung für zusätzliche wirtschaftliche Aktivität und Investitionen am Standort Deutschland“, sagt BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Für eine erfolgreiche Klima- und Digitalisierungswende der Industrie mit immer ehrgeizigeren Zielen braucht es die Innovationskraft wettbewerbsfähiger Unternehmen. Da verbieten sich Steuererhöhungen, Vermögensteuern oder weitere Abgaben. Die Steuerlast ist ein wichtiger Faktor für die Standortattraktivität. Unternehmensteuern bremsen Investitionen, Wachstum und in der Folge auch die Lohnentwicklung. Aus diesem Grund haben seit der jüngsten Unternehmensteuerreform 2008 in Deutschland etliche Industriestaaten ihre Unternehmensteuern gesenkt, darunter die USA, Frankreich, Belgien und Großbritannien. In Deutschland herrscht noch immer eine Verweigerungshaltung. „Jede zusätzliche Belastung läuft Gefahr, den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung abzuwürgen. Hinter höheren Steuern steckt zudem der Irrglaube, dass es irgendwem helfen würde, Unternehmen Mittel für Investitionen zu entziehen“, erklärt Russwurm.
Eine Senkung der Unternehmensteuern auf 25 Prozent würde helfen, die Konjunktur in Schwung zu bringen, den Spielraum für dringend notwendige Investitionen vergrößern und zum schnelleren Abbau der Corona-Schulden beitragen. Die vollständige Abschaffung des Soli, eine Senkung des Körperschaftsteuersatzes von 15 auf zehn Prozent und eine stärkere Begünstigung der einbehaltenen Gewinne von Personenunternehmen sind weitere wichtige erste Schritte auf dem Pfad zu einem modernen Steuerrecht. Die Politik steht vor der Aufgabe, zahlreiche weitere Baustellen im Steuerrecht aus dem Weg zu räumen. Sinnvoll sind eine Verbesserung der Verlustverrechnung durch eine zeitliche wie finanzielle Ausweitung des Verlustrücktrags und ein befristetes Aussetzen der Mindeststeuer. Die staatlichen Mindereinnahmen würden in den Folgejahren über Wachstum und höhere Steuereinnahmen zum Großteil refinanziert und zurück in den Staatshaushalt fließen. Für langfristige Investitionsanreize sollte die Politik vor allem die Forschungszulage erhöhen und die degressive Abschreibungsmethode als Wahlrecht auch nach 2021 fortschreiben.