Die Idee einer Zirkulären Wirtschaft („Circular Economy“) gewinnt in Politik und Wirtschaft zunehmend an Dynamik. Dabei muss die innovationsgeleitete Betrachtung der gesamten Lebenszyklen von Rohstoffen und Produkten im Mittepunkt stehen, um die Potenziale der Circular Economy für den Industriestandort heben zu können.
„Die zirkuläre Wirtschaft spielt eine Schlüsselrolle auf dem Weg hin zu einem klimaneutralen und wettbewerbsfähigen Industrieland. Die Potenziale einer Circular Economy für Wertschöpfung, Arbeitsplätze und das Erreichen der Klimaziele sind enorm. Allein Deutschland kann global jedes Jahr eine Treibhausgasemissionsminderung von vielen Millionen Tonnen CO2 durch zirkuläres Wirtschaften ermöglichen", sagt Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer.
Gerade die Corona-Pandemie hat vielfach deutlich gemacht, wie anfällig globale Wertschöpfungsketten sein können. Die Folge von Störungen in solchen Ketten sind Versorgungsprobleme bei Importrohstoffen und damit steigende Rohstoffpreise. Die volkswirtschaftlichen Effekte, die eine Umstellung auf eine stärker zirkuläre Wirtschaft nach sich zieht, könnten beträchtliche Größenordnungen erreichen. Gemäß einer Studie von Deloitte und BDI könnte die jährliche Bruttowertschöpfung unter konservativen Annahmen allein in der deutschen Wirtschaft um circa zwölf Milliarden Euro steigen. Die erhöhte Wertschöpfung hätte auch Effekte auf die inländische Beschäftigung. Die Umstellung könnte zu rund 180.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen in Deutschland führen. Dem stehen allerdings beträchtliche Investitionen gegenüber.
Die vorhanden Potenziale müssen aber systematisch erschlossen werden. Dazu werden die richtigen Rahmenbedingungen benötigt. Dazu Holger Lösch: „Die Politik sollte zügig die Weichen für eine Entwicklung in Richtung geschlossener Stoffkreisläufe stellen. Für die Umstellung von linearen in zirkuläre Wertschöpfungsketten braucht es Anreize und klare Vorstellungen, wie zum Beispiel der Staat CO2-Einsparungen durch den Einsatz von Sekundärrohstoffen in globalen Wertschöpfungsketten anrechnet. Zurückgewonnene Rohstoffe aus der Circular Economy müssen unter fairen Bedingungen mit Primärrohstoffen konkurrieren können. Notwendig sind Qualitätsnormen für Sekundärrohstoffe und Instrumente, die Angebot und Nachfrage bei Recyclingrohstoffen besser miteinander verbinden. Geschäftsmodelle zum Angebot langlebiger Produkte muss der Staat künftig stärker fördern. Eine Circular-Economy-Strategie darf sich nicht im Klein-Klein nationaler Maßnahmen verlieren, sondern muss aufgrund globaler Lieferketten zentraler Teil des EU-Green-Deals sein.“