Wie ist der Beitrag der Industrie zum Sparen von Gas und Strom?
Die Industrie spart bereits Gas, wo sie nur kann. Eine Studie der Hertie School zeigt, dass die Industrie mehr als zehn Prozent im Vergleich zum vorigen Jahr eingespart hat. Die eine Gas-Sparlösung per Knopfdruck gibt es nicht. Einen kurzfristig niedrigeren Gasverbrauch in der Wirtschaft darf man nicht mit Effizienz verwechseln. Effizienz heißt, dank Investitionen in Technologien einen geringeren Energieverbrauch bei gleichbleibender oder erhöhter Produktion zu erreichen. Alles andere ist Wechsel zu anderen Brennstoffen oder eben eine Reduktion von Produktion mit negativen Folgen für Unternehmen und Standort.
Welche Bedeutung hat Gas in der Industrie weiterhin? Welche Auswirkungen hätte ein Lieferstopp?
In der Industrie ist Gassparen nicht beliebig möglich. Gas geht in Wärmeprozesse oder als Grundstoff in die Produktion. Die Chemieindustrie etwa braucht riesige Mengen zur Herstellung ihrer Produkte, die wiederum Ausgangspunkt für weitere Wertschöpfungsstrukturen sind. Ein Produktionsstopp hätte einen verheerenden Domino-Effekt auf andere Wirtschaftsbereiche.
Was erwarten Sie von der Politik, damit fossile Energie im Winter konsequent eingespart wird?
Die Bundesregierung muss schneller handeln und dafür sorgen, dass mehr Erdgas im Stromsektor eingespart wird. Bisher ist erst ein Kohlekraftwerk wieder am Netz. Als Beitrag zum Gassparen können und wollen zahlreiche Unternehmen ihre Anlagen schnellstmöglich von Erdgas auf andere Energieträger umstellen. Aktuell hakt das an langsamen Genehmigungen. Für den anstehenden Winter ist ein Fuel-Switch auf leichtes Heizöl in etlichen Betrieben machbar. Die Umstellung auf Strom ist mittel- bis langfristig für viele Industrieprozesse möglich, für den kommenden Winter spielt sie eine geringe Rolle.
Was ist für Sie der Schlüssel, damit in Deutschland das Sparen besser gelingt?
Der BDI empfiehlt ein Gasauktionsmodell für die Industrie, wie es auch die Europäische Kommission und die internationale Energieagentur vorschlagen. Mit einem planbaren Auktionsmodell für Unternehmen könnten diese die ihnen vertraglich zustehende Gasmenge teilweise auf dem Markt anbieten, sodass sich diese zügig speichern lässt.