Hierzulande hat sich die Energierechnung im Vergleich zu 2019 gesamtwirtschaftlich mehr als verdoppelt und für einzelne Unternehmen und Privathaushalte noch viel stärker erhöht. Rasche Entlastungen, wie die Bundesregierung sie auf Basis der Vorschläge der Gaskommission auf den Weg bringt, sind richtig und notwendig. Allerdings wird es ein Zurück zu einem Strom- und Gaspreisniveau wie vor der Krise nicht geben. Alle müssen sich auf ein New Normal höherer Preise und damit größerer Budgetanteile für Gas und Strom einstellen.
In der Industrie ist besonders die energieintensive Produktion betroffen, Chemie, Zement, Stahl, andere Grundstoffe. Den Schock abzufedern ist vernünftig. Alle Strukturen von vor der Krise dauerhaft zu erhalten wird aber kaum realistisch sein. Zu groß ist das Energiepreisgefälle etwa zu den USA.
Die finanziellen Möglichkeiten des Staates sind begrenzt. Umso wichtiger ist nach den kurzfristigen staatlichen Hilfspaketen eine kluge Wirtschaftspolitik. Was aber bedeutet klug? Mit zukunftsfähigen Rahmenbedingungen und Investitionen dafür sorgen, dass selbst in Krisenzeiten und bei scharfem internationalem Wettbewerb mehr erwirtschaftet wird.
Deshalb geht mein Blick nach vorn: Trotz der multiplen Krisen muss die Stärkung des Industriestandorts ein Kernthema der Politik sein. Wir müssen industrielle Produktion hierzulande sichern, auch durch entschlossenen weiteren Strukturwandel und eine verlässliche Energieversorgung auf neuer Basis – Stichworte: Erneuerbare, Netzausbau, Wasserstoff. Die Industrie muss Innovationsmotor bleiben. Dafür benötigen wir bestmögliche Standortbedingungen, vor allem auch Planbarkeit und Verlässlichkeit.
Wachstum ist wieder machbar – etwa durch neue internationale Handels-, Rohstoff- und Kooperationsabkommen; und durch klare Zielsetzungen von Politik und Wirtschaft zur Stärkung der europäischen wirtschaftlichen Souveränität. Dann werden die meisten deutschen Unternehmen einen anspruchsvollen, aber erfolgreichen Weg vor sich haben.