Donnerstag, 8. September, 8:30 Uhr: Gemeinsam mit Stefan Mair, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung, arbeite ich mich durch den dichten Brüsseler Berufsverkehr. Unser Ziel: Die Sitzung des Executive Committee von BusinessEurope, dem europäischen Dachverband der nationalen Industrie- und Arbeitgeberverbände. Einen Steinwurf von der EU-Kommission entfernt, beraten an diesem Vormittag die Hauptgeschäftsführer der BusinessEurope-Mitgliedsverbände mit der Verbandsspitze über die Folgen des UK-Referendums und die Zukunft der EU. Um 12:30 Uhr verlassen wir das sachliche Verbandsgebäude – im Gepäck ein umfassendes europäisches Stimmungsbild und den Appell der europäischen Wirtschaft an die Adresse der EU-Staats- und Regierungschefs, ihr Engagement für ein starkes Europa zu verstärken.
Im Einsatz für eine wettbewerbsorientierte Industriepolitik verteidigt BusinessEurope seit knapp 70 Jahren zentrale Anliegen der europäischen Wirtschaft gegenüber den EU-Institutionen. Der 1949 unter dem Namen Conseil des Fédérations Industrielles d'Europe gegründeten Organisation gehören heute 40 Industrie- und Arbeitgeberverbände aus 35 Staaten an – auch Nicht-EU-Mitgliedsstaaten wie die Türkei oder Norwegen sitzen am Tisch. Als Gründungsmitglieder setzen sich BDI und BDA gemeinsam für einen starken europäischen Verband ein.
Eine Bereicherung für die Arbeit in Brüssel
Unter der Leitung von Präsidentin Emma Marcegaglia und Generaldirektor Markus Beyrer hat BusinessEurope spürbar an Profil gewonnen. Der Verband steht in Brüssel für internationalen Handel, eine wettbewerbsfähige Energie- und Klimapolitik, Digitalisierung der Industrie und eine Vertiefung der Eurozone. Kein leichtes Geschäft, denn der Wettbewerb der Interessenvertreter im Umfeld der EU-Institutionen ist intensiv: Knapp 10.000 Organisationen bemühen sich täglich um Akzeptanz für ihre wirtschaftlichen, sozialen oder ökologischen Anliegen – Tendenz steigend.
BusinessEurope verfügt über ein schlankes, aber schlagkräftiges Team von rund 30 Mitarbeitern, das die Positionierung entlang der politischen Agenda sicherstellt. In 47 Arbeitsgruppen, sieben Ausschüssen und regelmäßigen Treffen der Hauptgeschäftsführer und Präsidenten der Mitgliedsverbände werden Positionen und Strategien der europäischen Wirtschaft erarbeitet und aufeinander abgestimmt. BDI und BDA bringen sich auf allen Ebenen aktiv in die Verbandsarbeit ein: Vier von sieben Ausschussvorsitze mit deutscher Beteiligung sprechen eine deutliche Sprache.
Für das Engagement der deutschen Wirtschaft gibt es gute Gründe. Allianzen mit europäischen Partnern sind eine notwendige Voraussetzung, um die Interessen der deutschen Wirtschaft effektiv in den EU-Gesetzgebungsprozess einzuspeisen. Der regelmäßige Dialog mit 751 Europaparlamentariern und 28 Mitgliedstaaten zwingt zur Zusammenarbeit. Ein besseres Verständnis anderer europäischer Länder und ein starkes europäisches Netzwerk bereichern die Arbeit der deutschen Spitzenverbände weit über Brüssel hinaus: ein großer Vorteil in politisch stürmischen Zeiten, in denen die Bedeutung Europas für Freiheit, Sicherheit und Wohlstand in Vergessenheit zu geraten droht.