In Merkers im Wartburgkreis gibt es Industriegeschichte im Zentrum Deutschlands zum Anfassen: Tausende von Tonnen Kali und Salz wurden durch Sprengungen gewonnen, wertvoller heimischer Rohstoff nach oben befördert. Die Anlage ging vor mehr als 100 Jahren zu Zeiten der Weimarer Republik in Betrieb. Als die Kumpel ihre Arbeit einstellten, hatte das Salzbergwerk die deutsche Teilung überdauert und war schließlich in der Bundesrepublik Deutschland angekommen.
Jetzt dient es dem Rohstoffkonzern K+S als Erlebnisbergwerk. Dessen Vorstandschef Norbert Steiner begrüßt seine Kolleginnen und Kollegen an der frischen Luft – und führt sie dann unter Tage. Überall hat sich grauer Staub niedergelassen. Die Luft ist trocken, warm ist es hier unten jedoch nicht. Mit Helm und in Schutzjacke geht es für die BDI-Haupt- und Ehrenamtler auf der Pritsche eines Lastwagens über unterirdische Pisten durch eine Landschaft, wie sie die meisten noch nicht erlebt haben.
Ein besonderes Abenteuer für die Ausschuss-Mitglieder – aber nichts Einzigartiges. So hat der Rohstoff-Ausschuss bereits in Europas größter Kupferhütte, im sächsischen Braunkohletagebau und in einem Stahlwerk getagt. Auch andere BDI-Abteilungen laden ihre Gremien an außerordentliche Orte ein. Viele Termine gab es in Produktionsstätten – etwa in einem Turbinenwerk oder bei Autoherstellern. Es geht darum, das Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft klar zu machen. Beispielsweise traf sich der Vorstand des Ausschusses Energie- und Klimapolitik jüngst in der Leitwarte eines Übertragungsnetzbetreibers bei Köln. Die Experten wollten live erleben, wie es in der Praxis gelingt, die Energiewende zu steuern.
Der Trip nach Merkers kommt im Ausschuss gut an. „Einfach unglaublich“, sagt einer in der 1980 bei Sprengungen zufällig entdeckten Kristallgrotte. Fast jeder fotografiert das Naturwunder aus Salzkristallen von bis zu einem Meter Kantenlänge. Auch der Goldraum sorgt für Erstaunen. Zum Kriegsende lagerten hier die Edelmetall- und Devisenbestände der Deutschen Reichsbank, außerdem Kunstwerke von unschätzbarem Wert.
Die Sitzung findet dann schon in fast normalem Ambiente statt – mit Notebooks und Beamer zwischen Kali und Salz, gut 500 Meter Gestein über den Köpfen der Teilnehmer. Das nächste Mal wird sich der Ausschuss wieder im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin treffen.