BDI-Präsident Ulrich Grillo mahnte, dass digitale Zukunftstechnologien aufgrund fehlender Flexibilität künftig vor allem in Asien und den USA entwickelt und produziert würden. Auch den Plan der EU-Kommission, Eigentumsrechte für Industriedaten erstmalig gesetzlich regeln zu wollen, sieht der BDI kritisch. „Bestehende Gesetze beantworten bereits den Großteil rechtlicher Fragen der Digitalisierung“, erklärte Grillo. Europäische Industrien bräuchten Spielraum für die vertragliche Nutzung ihrer Daten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Für Zukunftstechnologien und neue Geschäftsmodelle müsse es die Möglichkeit geben, Innovationen zeitlich begrenzt von bestimmten regulatorischen Anforderungen zu befreien.
Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte ebenfalls vor Überregulierung. Ein zu restriktiver Datenschutz könne neue Geschäftsmodelle verhindern. Das Prinzip der Datensparsamkeit dürfe daher nicht die generelle Leitschnur für die Entwicklung neuer Produkte sein. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel forderte statt Datenschutz, Datensouveränität zum Gegenstand der Politik zu machen.
Digitale Kluft schließen
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt des diesjährigen IT-Gipfels lag auf dem Thema Digitale Bildung. Wie wichtig das Thema sowohl für die Industrie als auch für die Gesellschaft ist, verdeutlichte die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) in ihrem Papier „Kompetenzen für Industrie 4.0“: Acatech warnt darin vor einer doppelten digitalen Kluft. Diese öffne sich einerseits zwischen hoch- und niedrigqualifizierten Beschäftigten und andererseits zwischen großen und kleineren Unternehmen. Deutschland brauche deshalb eine nationale Bildungsoffensive Industrie 4.0.
Konkrete Handlungsempfehlungen für eine solche Offensive gibt die Studie „Schlüsselressource Wissen: Lernen in einer digitalisierten Welt“, die im Auftrag von BDI und der Internet Economy Foundation erstellt wurde. Sie untersucht den Einfluss der Digitalisierung auf Bildungspolitik und Lernmethoden und gibt Handlungsempfehlungen für Bildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen an Unternehmen, die Politik und den Einzelnen.
Beim nächsten IT-Gipfel im Juni 2017 wird das Thema E-Health im Mittelpunkt stehen. Der Gipfel soll laut Bundesminister Sigmar Gabriel zukünftig Digital-Gipfel heißen.