Bei der Treuhandanstalt in Potsdam fand er seine erste Anstellung als Jurist für Privatisierung – und damit standen auch die Themen Freiheit, Märkte, Wettbewerb und Regulierung auf seiner Agenda. Seine Aufgabe war es, die Privatisierung der volkseigenen Betriebe der DDR juristisch zu begleiten. Die Anstalt war zwangsläufig auch damit befasst, Märkte aus einem Zustand der Überregulierung in die Freiheit zu begleiten. „Wir vergessen oft, wie sehr wir auf die Freiheit der Märkte angewiesen sind. Wettbewerb treibt Unternehmen an, Neues zu wagen, Ideen zu finden und zu gestalten. Ohne Wettbewerb gäbe es unseren heutigen Wohlstand nicht“, ist John überzeugt.
Es folgten Stationen in der Rechtsabteilung der Stinnes AG, in einer New Yorker Anwaltskanzlei, in der Rechtsabteilung von General Electric und als Vorstand des Wiesbadener Zementherstellers Dyckerhoff. 2014 kam Stefan John zur BASF nach Ludwigshafen, wo er seitdem die Rechtsabteilung leitet. Zu den Rechtsgebieten, die er mit seinem Team bei BASF abdeckt, gehört auch das Wettbewerbsrecht, das eine wichtige Rolle bei dem Unternehmen spielt.
Es ist die Kombination von juristischer Verantwortung in einem globalen Konzern und die politische Arbeit in Berlin, die ihm sehr viel Spaß macht. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Wettbewerbsausschusses erinnert John daran, das Wettbewerbsprinzip nicht als Selbstverständlichkeit zu empfinden. Es sei manchmal schwer, mit Argumenten die nötige Aufmerksamkeit von der Politik zu bekommen.
Oft scheine es so, dass dafür nur ein Wirtschaftsskandal sorgen könne – dann sei die Empörung groß und der Ruf nach schärferen Gesetzen lasse nicht lange auf sich warten. „Das finde ich verständlich, aber es ist Vorsicht geboten“, sagt John. Gesetze sicherten Freiheit, genauso schränkten sie Freiheit aber auch ein. „Eingriffe auf der Grundlage von Gesetzen wirken manchmal wie ein lähmendes Gift für die dringend benötigte Sturm- und Drangkraft einer gesunden Wirtschaft“, erklärt John. Gerade das habe die wirtschaftliche Verfassung der späten DDR gelehrt. Darum ist ihm das Thema auch so wichtig. Für die deutsche Industrie versucht der Wettbewerbsausschuss unter seinem Vorsitz, genau dieser Tendenz vorzubeugen.
Wichtig ist Stefan John, einen Ausgleich zu schaffen, „damit die richtige Balance von Regulierung und Freiheit nicht verloren geht“. Leider gelingt das nicht immer, wie die Ausweitung der kartellrechtlichen Haftung durch die jüngste Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen zeigt. Aber auch das gehört für ihn zur Aufgabe: die eigene Sicht in Frage stellen zu können und einen Kompromiss zu finden.
Die richtige Balance in der Freizeit findet Stefan John mit seiner deutsch-französischen Familie und Freunden auf dem Tennisplatz, auf einer Mountainbike-Tour im Taunus oder bei französischem Essen in der Provence.