Nach jahrelanger Rezession beginnt Brasilien, sich langsam von der Krise zu erholen. BDI-Präsident Dieter Kempf betonte die Bedeutung des Treffens mit rund 2.200 Teilnehmern für die Wirtschaft. Er erklärte, dass die Arbeitslosigkeit langsam zurückgehe und im kommenden Jahr bis zu zwei Prozent Wirtschaftswachstum zu erwarten sind: „Deutsche Unternehmen wollen sich in Porto Alegre frühzeitig über neue Chancen der Zusammenarbeit informieren. Sie wollen dabei sein, wenn Brasilien wieder Fahrt aufnimmt.“ Viele deutsche Unternehmen sind schon seit mehr als 100 Jahren vor Ort tätig, und Brasilien ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Lateinamerika – ein mögliches Freihandelsabkommen ist deshalb ein zentrales Anliegen.
Kempf forderte Tempo: „Nach 17 Jahren Verhandlungen über ein EU-Mercosur-Freihandelsabkommen müssen beide Seiten jetzt die Kraft aufbringen, noch in diesem Jahr ein ehrgeiziges Abkommen abzuschließen.“ Die Zeit drängt, denn nur mit schnellem Handeln lasse sich das aktuelle Potenzial wirklich nutzen. Hinzu kommt, dass Brasilien zurzeit die Mercosur-Präsidentschaft innehat.
„Es ist überfällig, den Handel zwischen beiden Regionen deutlich zu beleben“, unterstrich Kempf. Er warnte eindringlich vor Verzögerungen, weiterer Stillstand „wäre fatal“. Ein Abkommen würde den Handel vereinfachen und den aktuellen Aufschwung in Brasilien verstärken. Wenn die Importe von Technologien nach Brasilien weniger kosten, sei eine Modernisierung einfacher, sagte Kempf. Davon profitiere die Wettbewerbsfähigkeit.
Für die Zukunft wünscht sich der BDI-Präsident auch eine Stärkung deutscher Firmen vor Ort. Bereits jetzt erwirtschaften diese zehn Prozent des industriellen brasilianischen Bruttoinlandsprodukts. Kempf möchte diese Position ausbauen und die Kooperation mit Partnerfirmen vor Ort stärken. Große Chancen für die Verbesserung der brasilianischen Wettbewerbsposition ergeben sich aus der Digitalisierung der Wirtschaft. Von Brasilien fordert er eine Konsolidierung des Haushalts und Reformen, vor allem im Steuerrecht. Außerdem müsse die Politik den Kampf gegen Korruption verstärken.
Die 36. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage finden im Juni 2018 in Köln statt. Die Domstadt, in der dieser bilaterale Austausch zuletzt vor zehn Jahren stattfand, ist Partnerstadt von Rio de Janeiro.