„Wir stehen. Der Wind kommt direkt von vorn. Über uns dreht das acht Meter lange Rotorblatt los. Wir fahren an, heben ab, schrauben uns in den Himmel. Unter uns die mongolische Steppe. Der Tragschrauber, in dem ich sitze, ist einer von zwei Fliegern, die seit Mitte 2015 in der Mongolei fliegen. Entwickelt und gebaut werden sie im niedersächsischen Hildesheim. Jetzt fliegen sie über die mongolische Steppe und zeigen Touristen die weite Steppenlandschaft. Zwölf Piloten haben dafür in den vergangenen drei Jahren eine Flugerlaubnis erworben. Darunter auch ein Deutscher. Perspektivisch könnten Flieger Krankentransporte übernehmen oder als Taxi fungieren. Sie würden damit eine emissionsärmere und schnellere Alternative für die weiten Strecken über Land sein – und den dichten Verkehr in Ulan-Bator umgehen.
Es existieren viele Ideen und Projekte in der Mongolei. Einige wurden Ende Mai auf der siebten Sitzung des Deutsch-Mongolischen Wirtschaftsausschusses (DMWA) vorgestellt, an der ich ebenfalls teilnehme. Dort spreche ich über den Rohstoffbedarf der deutschen Industrie. Bei der Sitzung werden Fortschritte und Herausforderungen gemeinsamer Projekte diskutiert. Die Ergebnisse berichten die Ko-Vorsitzenden am darauffolgenden Tag auch in der sechsten Sitzung der Deutsch-Mongolischen Regierungsarbeitsgruppe.
Der DMWA wurde im Rahmen der Deutsch-Mongolischen Rohstoffpartnerschaft gegründet. Ziel ist die Zusammenarbeit im Rohstoff-, Industrie,- und Technologiebereich. Vor Ort arbeitet der DMWA mit dem Deutsch-Mongolischen Unternehmerverband (DMUV) zusammen. Der BDI begleitet die Rohstoffpartnerschaften und den DMWA sehr eng.
Der mongolische Markt ist klein, doch er wächst. Mit etwa drei Millionen Einwohnern leben in der gesamten Mongolei weniger Menschen als in Berlin. Die Hälfte von ihnen in der Hauptstadt Ulan Bator. Die andere Hälfte auf den mehr als 1,5 Millionen Quadratkilometern Landfläche mit Bergen, Steppen, Wüsten.
Viele Projekte entstehen. Die Mongolei will ganzheitlich denken, Rohstoffe nachhaltig abbauen und Wirtschaft mit Entwicklung verzahnen. Die Ideen sind da und suchen Partner. Das Vertrauen in deutsche Produkte ist groß. Die Qualität der deutschen Technik wird geschätzt.
Der Tragschrauber überfliegt ein Sandabbaugebiet und wenig später weidende Schaf- und Ziegenherden. Ganz klein sind die traditionellen Ger-Hütten unter uns zu erkennen. Wir fliegen über das 40 Meter hohe und aus 250 Tonnen Edelstahl gefertigte Reiterstandbild von Dschingis Khan, dann geht der Tragschrauber langsam in den Sinkflug. Kurz vor dem Aufsetzen erfasst uns eine Böe. Souverän fängt Migaa uns wieder ein, und wir landen sicher neben dem Hangar.“