In Köln werden mehrere hundert Vertreter aus Wirtschaft und Politik über die Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit diskutieren. BDI-Präsident Dieter Kempf eröffnet die Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage gemeinsam mit CNI-Präsident Robson Braga de Andrade. Im Vorfeld der Konferenz appellierte Kempf an die Politik, die historische Chance für den Abschluss eines Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur jetzt zu nutzen. Das Abkommen würde den bilateralen Beziehungen deutliche Impulse verleihen. Kempf: „Ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur erleichtert den Technologietransfer und trägt damit zur Modernisierung der brasilianischen Wirtschaft und einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit bei“.
Als achtgrößte Volkswirtschaft der Welt ist Brasilien der wichtigste Wirtschaftspartner der deutschen Industrie in Südamerika. Rund 1.600 deutsche Unternehmen sind im Land tätig, die rund zehn Prozent zur industriellen Wertschöpfung Brasiliens beitragen. Das Land erholt sich langsam von den zurückliegenden Krisenjahren. Das Wirtschaftswachstum in Brasilien zieht mit rund drei Prozent in diesem Jahr wieder an. Das eröffnet neue Chancen für die bilaterale Kooperation. Wichtige Bereiche sind Infrastruktur, Energie, Digitalisierung, nachhaltige Städtekonzepte und die Gesundheitswirtschaft. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Mittelstand. Zentrales Thema sind Kooperationen von kleinen und mittleren Unternehmen, ihr Geschäftsumfeld und die Modernisierung der Arbeitsgesetzgebung.
Das Land benötigt jedoch weitere Strukturreformen, muss seine Wirtschaft stärker diversifizieren und seine industrielle Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Hierbei setzt die brasilianische Regierung zunehmend auf die Privatwirtschaft. Mit nachhaltigen Konzepten und neuesten Technologien kann die deutsche Industrie zur Stärkung der brasilianischen Wirtschaft beitragen – digitale Herausforderungen zur Produktivitätssteigerung und Modernisierung der Industrie spielen dabei eine wichtige Rolle.