Deutschland hat den Vorsitz der G20 inne und ist somit Gastgeber des Gipfels. Das Leitmotiv hat die Bundesregierung gewählt: „Eine vernetzte Welt gestalten“. Sie will „Stabilität sichern“, „Zukunftsfähigkeit verbessern“ und „Verantwortung übernehmen“. In Zeiten nationaler Abschottungstendenzen ehrgeizige Ziele. Auf der Agenda stehen klassische G20-Themen wie Finanzmarktregulierung, Wirtschaftswachstum und Handel.
Daneben hat die deutsche G20-Präsidentschaft neue Akzente gesetzt. Neben einem Schwerpunkt auf Digitalisierung, globale Gesundheit, Klima und Energie rückte auch nachhaltige Entwicklung und Afrika in den Fokus. Über Monate wurden diese Themen von Fachministern, Arbeitsgruppen und Studiengruppen vorbereitet. In Hamburg wird das Gesamtkommuniqué der diesjährigen G20 verhandelt.
In einer Phase politischer Unsicherheit ist von zentraler Bedeutung, dass die G20 klare und verlässliche Regeln setzt und die Globalisierung aktiv gestaltet. Die Wirtschaft in Deutschland und weltweit ist auf Verlässlichkeit und klare Rahmenbedingungen angewiesen. BDI-Präsident Dieter Kempf verdeutlicht: „Wenn wir zusammenarbeiten, gewinnen alle. Wenn wir gegeneinander arbeiten, kostet das Wohlstand, Jobs und Aufstiegschancen – überall auf der Welt.“ Als Stimme der deutschen Industrie fordert der BDI von den G20-Mitgliedern, auf protektionistische Maßnahmen zu verzichten und den freien Handel zu stützen.
Der Gipfel in Hamburg und das Abschlusskommuniqué sind nur ein Teil der G20-Dialogprozesse. Der BDI leitet zusammen mit BDA und DIHK die Business 20 (B20), den offiziellen Wirtschaftsdialog der G20. In den vergangenen zehn Monaten haben mehr als 700 Unternehmens- und Verbandsvertreter Empfehlungen an die G20 erarbeitet. Sie decken die gesamte Bandbreite der G20-Agenda ab und wurden auf dem B20-Gipfel Anfang Mai an Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben.
Die deutsche G20-Präsidentschaft hat bei vielen Themen bereits Teilerfolge erzielt. Beispielsweise haben sich die G20-Mitglieder verständigt, gemeinsam Antibiotikaresistenzen und vernachlässigte Tropenkrankheiten zu bekämpfen. Sie sind sich zudem einig, mehr in Bildung und lebenslanges Lernen sowie Infrastruktur zu investieren, um ihre Wirtschaften und Gesellschaften fit zu machen für das digitale Zeitalter. Mit der „Compact with Africa“-Initiative hat die deutsche G20-Präsidentschaft zudem erfolgreich eine neue Partnerschaft mit Afrika auf den Weg gebracht.
Deutlich schwerer wird ein geschlossenes Auftreten der G20 bei wichtigen Fragen der Klimapolitik. Es droht ein Zurückfallen hinter den Konsens der vergangenen Jahre. Es ist unwahrscheinlich, dass die USA nach ihrem Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen die G20-Mitglieder bei einem ambitionierten Umsetzungsplan unterstützen.
Ähnlich kompliziert sind Handelsfragen. Auf ihrem Treffen in Baden-Baden Mitte März würdigten die Finanzminister und Notenbank-Chefs der G20 zwar die Bedeutung des Handels für wirtschaftliche Entwicklung. Sie konnten sich jedoch nicht auf ein klares Statement gegen Protektionismus einigen. Dabei wäre dies dringend nötig. Denn die Zahl der Handelsschranken steigt laut der Welthandelsorganisation stetig.