Der BDI, der italienische Partnerverband Confindustria mit Partnern vor Ort sowie der Unternehmerverband Südtirol richteten das Forum im Oktober aus. Valerie Ross aus dem BDI in Berlin berichtet von Ihren Eindrücken vor Ort.
Das überwiegend deutschsprachige Südtirol zählt zu den wohlhabendsten Gebieten Italiens und der EU – das BIP pro Kopf lag laut dem europäischen Statistikamt 2015 fast 47 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Bei der Ankunft in Bozen denkt man allerdings zwangsläufig zuerst an Urlaub statt an Wirtschaft. Denn mediterranes Flair mit gleichzeitigem Blick auf die markanten Spitzen der nahen Dolomiten erwartet einen in dieser Weinregion Südtirols, die vom Sarntal über die Landeshauptstadt Bozen bis nach Salurn reicht.
Doch gleich südlich der Landeshauptstadt liegt das Industriegelände mit dem Technologiepark Bozen. Mit einem Investitionsaufwand von bis jetzt 200 Millionen Euro, davon 100 Millionen staatliche Förderung, werden dort 40 Start-ups, 60 Unternehmen, 20 Forschungslabore sowie sechs Forschungsinstitute einen neuen Standort finden. Das Forschungszentrum soll Unternehmen mit jenem Hauch von Innovation flankieren, der vor allem im IT-Bereich, bei Automation und Industrie 4.0 sowie bei grünen Technologien notwendig ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wettbewerbsfähigkeit war ein zentrales Thema des Unternehmerforums, auf dem deutsche und italienische Spitzenvertreter aus Wirtschaft und Politik über die Zukunft Europas diskutieren. Die Themen vom Unternehmerforum waren so unterschiedlich wie die Herausforderungen, der sich die Industrie mittel- und langfristig stellen muss. Die Verbände erarbeiteten gemeinsame Papiere und Empfehlungen zur Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit. Unter anderem ging es um die Verbesserung der Venture-Capital-Finanzierung für innovative Unternehmen, Erasmus-Programme für Arbeitnehmer, die Stärkung der Industrie 4.0 und der interregionalen Zusammenarbeit.
In einem gemeinsamen Dokument fordern die beiden Verbände die EU auf, ein Gleichgewicht zwischen Freiheit und Sicherheit, zwischen Marktwirtschaft und sozialer Gerechtigkeit herzustellen. An der zweitägigen Veranstaltung nahmen neben BDI-Präsident Dieter Kempf und Confindustria-Präsident Vincenzo Boccia auch die Botschafter sowie ungefähr 100 Unternehmer beider Länder teil – ein starkes Signal, fand Kempf.
Dass die deutsch-italienischen Wirtschaftsbeziehungen traditionell sehr eng sind, zeigt allein der Handel zwischen beiden Ländern. Deutschland ist mit Abstand Italiens wichtigster Handelspartner – mit einem Anteil an den italienischen Importen von über 15 Prozent und einem Anteil an den italienischen Exporten von über zwölf Prozent (2016). Umgekehrt steht Italien für Deutschland als Importland an fünfter, als Exportland an sechster Stelle. Deutschland und Italien sind die zwei europäischen Länder mit der stärksten industriellen Basis.