„Wirtschaft, Politik und Verwaltung müssen den Industriestandort Deutschland gemeinsam widerstandsfähiger gegen Cyber-Attacken machen“, fordert Iris Plöger, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung. Die Initiativen auf Bundes- und Landesebene müssten stärker verzahnt und schlagkräftiger gemacht werden. Der BDI fordert von der Politik das klare Bekenntnis zu einer starken und sicheren Verschlüsselung von Daten, ohne Backdoors oder rechtliche Vorgaben, die Systeme und Komponenten schwächen. Außerdem fordert der BDI Bund und Länder auf, die Digitalkompetenz von Schülern, Azubis und Studierenden zu stärken. Junge Menschen müssten frühzeitig IT-Sicherheitskompetenz erlangen.
Zum Thema Cybersicherheit auf EU-Ebene sagte Plöger: „In der EU muss die Kommission Forschungsvorhaben in der Cyber-Sicherheit stärker koordinieren. Die öffentlich-private Partnerschaft zwischen der Kommission und der European Cybersecurity Organisation zeigt, wie Engagement der öffentlichen Hand und der Wirtschaft sich stärker vernetzen lässt.“
Gut funktioniere die Allianz für Cyber-Sicherheit. Vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und dem BDI-Mitgliedsverband Bitkom vor sechs Jahren gegründet, vereint die Allianz mittlerweile über 4.000 Akteure aus öffentlichen Institutionen, Verbänden, und Unternehmen aller Größen. Dieses Netzwerk könne in Angriffsfällen schnell und effizient reagieren. Plöger: „Das Problembewusstsein kleinerer Unternehmen für das Thema IT-Sicherheit ist noch nicht perfekt. Oft fehlen personelle und finanzielle Ressourcen, um sich ausreichend gegen Cyberangriffe zu schützen. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen sollte es ein Anreizmodell für Investitionen in Cybersicherheit geben.“ Der Digitalbonus in Bayern sei hierfür ein gutes Beispiel.
2016 habe die EU mit der Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit erstmals einheitliche europäische Rahmenbedingungen geschaffen, um ein hohes IT-Sicherheitsniveau für sogenannte kritische Infrastrukturen aufzubauen. „Die Bundesregierung sollte in Brüssel darauf dringen, dass alle Mitgliedstaaten die Richtlinie konsequent umsetzen. Das lässt derzeit noch zu wünschen übrig“, sagt Plöger.
„Wir haben Anlass zur Sorge. Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland wurden in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Spionage, Sabotage und Datendiebstahl, zumindest laut jüngsten Umfragen. Komplexe Cyber-Angriffe gehören im industriellen Umfeld mittlerweile zu den größten Bedrohungen.“ Cyber-Angriffe verursachen Produktionsausfälle, Know-how-Verluste und technische Störungen. Die finanziellen Schäden durch Cyber-Kriminalität in der deutschen Industrie seien nur schwer zu beziffern. Sie stiegen kontinuierlich. Dennoch zeigt sich laut Plöger auch ein positiver Trend: „Ein Lichtblick ist, dass das Thema Cyber-Sicherheit immer öfter auf der Agenda der Geschäftsleitungsebene steht.“