Ein „Erklärer der Industrie 4.0“ werde sich künftig als Präsident des BDI für die Belange der Wirtschaft starkmachen, berichtet das Handelsblatt. Dabei werde sich Siegfried Russwurm angesichts des durch Corona verschärften Strukturwandels für eine „weltweite Spitzenstellung“ deutscher Unternehmen im Zeitalter der Digitalisierung einsetzen, erläutert die Nachrichtenagentur dpa. Für den „erheblichen Nachholbedarf“ in der öffentlichen Infrastruktur und bei der Digitalisierung bringe der „Technikfreak“ Russwurm eine „Sachkenntnis“ mit, die bereits „Experten in den Forschungslaboren von Siemens beeindruckt“ habe, so die Nachrichtenagentur weiter.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt die Nürnberger Zeitung, die Siegfried Russwurm in der Rolle eines „Fitnesscoaches“ sieht, der anstehende Transformationen „wie ein Trainer von der Seitenlinie befeuern“ müsse. Extern wie intern müsse der neue Präsident „das Bild einer deutschen Industrie vermitteln, die lustvoll nach vorne schaut“. Seine Ansagen seien dabei klar, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Er sehe, „wie viel weiter andere Länder, nicht nur die Asiaten, sondern auch die Skandinavier, in puncto Digitalisierung seien“. Den Deutschen attestiere Siegfried Russwurm eine gewisse Selbstzufriedenheit, schreibt die Tageszeitung weiter – und stellt fest, das „Ziel, den Status quo der Wirtschaftsstruktur zu erhalten“, sei ihm zu wenig.
Der neue Industrie-Präsident gelte als „geradlinig“ und werde „klare Kante“ zeigen, kommentiert die dpa. Ähnlich sieht es auch das Handelsblatt: „Russwurm schreckt nicht davor zurück, Widersprüche zu benennen.“ Auch die FAZ hebt hervor, der neue BDI-Präsident wolle „weder Claqueur noch der ewige Kritiker sein“, aber werde, wo nötig, „den Finger in die Wunde legen“. Gleichzeitig dürften „aber auch sein Witz und seine Schlagfertigkeit gefragt sein, wenn er zum Beispiel in Talkshows mit Klimaschützern über die Zukunft der Industrie diskutiert“, ergänzt die dpa.
Der „Moment, wenn er von beruflichen Reisen in seinen Wohnort Marktgraiz in Oberfranken zurückkehrt“, ist laut FAZ jedes Mal ein „Realitycheck“ – und „diese Lebensrealität müsse die Politik sehen“. Die Nähe zur Lebenswirklichkeit der Menschen mache Russwurm gut vermittelbar, so die Nürnberger Nachrichten. Russwurm sei ein „Industrieboss, den selbst die Gewerkschaften schätzen“, kommentiert das Blatt aus Franken. Für die dpa ist Siegfried Russwurm „einer, der nicht auftrete wie ein Gutsherr, sondern direkt und offen auf Menschen zugehe“, ab 1. Januar auch im neuen Amt als Präsident für rund 100.000 Industrie-Unternehmen aus 40 Mitgliedsverbänden mit mehr als acht Millionen Beschäftigten in Deutschland.