Drei Monate nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung zwischen Deutschland und Australien startete das Kooperationsprojekt „HySupply“ Anfang Dezember zwischen acatech und dem BDI in Zusammenarbeit mit einem australischen Konsortium unter der Leitung der University of New South Wales in Sydney (UNSW). Finanziert wird das Projekt auf deutscher Seite durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit über 1,7 Millionen Euro. Erstmalig will ein Team führender deutscher und australischer Fachleute aus Wissenschaft und Industrie in den nächsten beiden Jahren untersuchen, ob und wie eine Wertschöpfungskette von erneuerbarem Wasserstoff zwischen zwei Industriestaaten realisierbar ist. Die Erkenntnisse aus der Machbarkeitsstudie sollen den Grundstein für die Entwicklung eines globalen Wasserstoffmarkts legen.
Deutschland wird in Zukunft auf den Import von klimaneutralen Energieträgern angewiesen sein, um seine Klimaziele zu erreichen. Erneuerbarer Wasserstoff aus Australien kann dabei eine von vielen wichtigen Bezugsquellen sein. Das Land verfügt über ein immenses Potenzial für die Stromerzeugung aus regenerativen Quellen sowie über Know-how und Infrastrukturen für den Export von Rohstoffen. Deutschland wiederum ist Marktführer bei der Elektrolyse, der Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Eine zukünftige Partnerschaft mit Australien kann deshalb eine Win-Win-Situation für beide Länder bedeuten: Auf der einen Seite bietet der Export von Wasserstofftechnologien große industriepolitische Potenziale für Deutschland. Auf der anderen Seite kann Australien mit dem Export von Wasserstoff zusätzliche Wertschöpfung generieren.
Auf deutscher Seite haben Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer, und Robert Schlögl, Direktor des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft und acatech-Mitglied, die Projektleitung von „HySupply“ inne.
Holger Lösch: „Das Projekt HySupply ist ein Meilenstein für den Technologiestandort Deutschland. Es trägt dazu bei, dass wir künftig klimaneutralen Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen importieren können. Das Projekt ermöglicht uns, die Technologieführerschaft im umkämpften Wasserstoffmarkt zu übernehmen. Internationale Partnerschaften, wie mit Australien, sind Schlüssel, damit sich Deutschland in einer klimaneutralen Welt als Industrienation behauptet.“
Robert Schlögl: „Mit Wasserstoff können wir die Energie der australischen Sonne in Tanker packen und nach Deutschland holen. Jetzt wollen wir untersuchen, wie das im großen Stil und über lange Distanzen machbar ist. Dafür müssen wir an den Schnittstellen des gesamten Systems von Produktion, Transport, Umwandlung und Nutzung noch dringende Forschungsfragen klären. Wenn uns das gelingt, haben wir mit Australien einen starken Partner gewonnen.“
Das australische Konsortium wird von Iain MacGill, außerordentlicher Professor an der UNSW, geleitet.
Iain MacGill: „Australiens Potenziale für erneuerbare Energien sowie das Know-how im Energieexport und beim Aufbau von Infrastrukturen treffen auf Deutschlands Importbedarfe und herausragende Expertise im Maschinen- und Anlagenbau. Daraus ergibt sich eine ideale Gelegenheit, die Stärken und Interessen beider Länder durch eine Partnerschaft für eine Wasserstoff-Lieferkette zu verbinden. Damit einher gehen erhebliche Herausforderungen. Diese Studie wird uns dabei helfen, diese zu bewältigen und gleichzeitig die Chance für einen dynamischen erneuerbaren Wasserstoffmarkt in unseren Ländern und darüber hinaus zu nutzen.“
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, deren Ministerium das Projekt auf deutscher Seite finanziert, stellt die transnationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit heraus: „Grüner Wasserstoff ist der Energieträger der Zukunft. Als Innovationsland muss Deutschland jetzt die Weichen stellen für internationale grüne Wasserstoffpartnerschaften. Dadurch verschaffen wir deutschen Unternehmen frühzeitig Zugang zu Importquellen von grünem Wasserstoff und Absatzmärkten für Wasserstofftechnologien ‚made in Germany‘. Australien hat sich bereits als zentrales Exportland für grünen Wasserstoff positioniert und ist zudem ein bedeutender Absatzmarkt für deutsche Technologien. Wie wir das damit verbundene Potenzial heben und welche technologischen, ökonomischen und regulatorischen Lösungen sich anbieten, wird nun unsere gemeinsame Machbarkeitsstudie untersuchen. Ich freue mich, dass neben exzellenten Forschungseinrichtungen auch namhafte Unternehmen aus der deutschen Wirtschaft daran mitwirken.“