Nach monatelangem Bangen hat die chinesische Botschaft endlich das Einreisevisum ausgestellt. Der Corona-Test am Frankfurter Flughafen war glücklicherweise negativ, der Flug fand wie geplant statt. Nach zehn Stunden und einer Zeitumstellung von zusätzlichen sieben Stunden fand ich mich in Schanghai wieder.
Nachdem ich den Flieger verlassen hatte, wurde ich, vorbei an Menschen in Ganzkörper-Schutzanzügen, durch ein von Schutzwänden geführtes Labyrinth gelotst. An einer Teststation wurden dann alle Ankommenden getestet und beide Nasenlöcher mit einem Abstrich-Wattestäbchen fast 20 Sekunden lang penetriert. Sicher ist sicher.
Nachdem die etwas unangenehme Prozedur überstanden war und die Passdaten mehrfach registriert waren, fand ich mich plötzlich in einer Warteschlage vor etlichen Bussen wieder, die uns in die Quarantäne-Hotels, unsere Heimat in den kommenden zwei Wochen, bringen sollten. Zu meiner Überraschung fuhr der Bus direkt in die Innenstadt, zu einem etwas schäbigeren Hotel, direkt am Schanghaier Bahnhof.
Leider machte die Empfangshalle nicht den Eindruck, dass das Stoßgebet, das ich noch am Flughafen zum Himmel geschickt hatte, etwas genützt hätte: So wurde mir dann, mit leichtem Aufpreis, zwar ein etwas besseres Zimmer zugewiesen, doch den Gesamtausblick für die kommenden zwei Wochen konnte das auch nicht mehr verbessern. Zumindest hatte ich keines dieser „Baustellen-Hotels“ erwischt, von denen man aus anderen Reiseberichten immer wieder mal gehört hat.
Und so begann der neue Alltag, bestehend aus Filmen, Serien, täglicher Arbeit über die BDI-Cloud und Microsoft Teams, und relativ wenig Bewegungsfreiraum. Als wir dann nach zwei Wochen endlich entlassen wurden, sehnten sich die meisten wohl nur noch nach einem langen Spaziergang. Auch wollte ich endlich wieder sozialen Kontakt zu anderen Menschen.
Zurück im Büro in Peking nahmen mich die Kollegen Stefan Gätzner und Shen Tong in Empfang. Ein Dreivierteljahr war ich wegen Corona nicht an meinem normalen Schreibtisch gewesen. Obwohl ich den Zugangscode für die Tür bereits vergessen hatte, war doch wieder alles so, wie ich es im Februar verlassen hatte.
Insgesamt muss ich sagen, dass ich mich in China derzeit sicherer fühle als in Deutschland. Die Menschen tragen alle eine Maske, es gibt wesentlich härtere Kontroll- und Hygienemaßnahmen. Dennoch ist der Alltag hier wieder weitestgehend normal.
Doch beim Registrieren des Gesundheits-Codes ist mir auch wieder aufgefallen, welchen Preis das mit sich bringt. Nachdem ich alle persönlichen Daten gleich auf mehreren Webseiten und Apps eingetragen habe, ohne zu wissen, wo und wie das alles gespeichert wird und wer alles Zugriff hat, verschwindet relativ schnell die letzte Erinnerung an unsere europäische DSGVO.
Und ob und wann ich wieder zurück nach Deutschland kann, ist momentan ebenfalls höchst ungewiss. Zwar kann ich hier wieder in Restaurants, Kinos und Bars, doch mache ich mir gleichzeitig große Sorgen um Angehörige, Freunde und Kollegen daheim in Deutschland. Deswegen heißt es wohl für uns alle weiterhin erst einmal: Durchhalten!