Mit dem Smartphone unterwegs, schnell E-Mails lesen oder ein Bild verschicken? Mit dem Auto oder der Bahn in den Urlaub? Häuser und Brücken bauen? Ohne Rohstoffe wäre das nicht möglich. Sie sind aus unserem Leben nicht wegzudenken: Es ist weitgehend unbekannt, dass jeder Deutsche durchschnittlich sage und schreibe 1.000 Tonnen Rohstoffe in seinem Leben verbraucht.
Für die deutsche Industrie ist eine sichere Rohstoffversorgung von elementarer Bedeutung. Ein Hochtechnologieland wie Deutschland braucht eine zukunftsorientierte Rohstoffpolitik. Dafür setzt sich Hans-Joachim Welsch als Vorsitzender des BDI-Ausschusses für Rohstoffpolitik ein.
Seit dem Beginn seiner beruflichen Laufbahn 1981 bei den Dillinger Hüttenwerken beschäftigt sich der Diplom-Kaufmann mit Rohstoff- und Logistikthemen. Untrennbar verbunden mit seinem Namen ist die Planung und Inbetriebnahme des Saarhafens sowie die Gründung von Transportgesellschaften als Tochterunternehmen der saarländischen Stahlindustrie im In- und Ausland. Darüber hinaus initiierte Welsch die Zusammenführung der Einkaufs- und Verkehrsbereiche von Dillinger Hütte und Saarstahl in eigenständige Tochtergesellschaften der Stahl-Holding-Saar.
Seit 2009 ist Welsch Geschäftsführer der ROGESA Roheisengesellschaft Saar mbH und der Zentralkokerei Saar GmbH. Ihn zeichnet dabei ein unermüdlicher persönlicher Einsatz aus, sowohl für seine eigene Stahl-Branche als auch für die gesamte deutsche Rohstoffindustrie.
Seit drei Jahrzehnten bringt er sich mit großem Engagement in eine Vielzahl von Gremien ein, insbesondere um die politischen Rahmenbedingungen für die Rohstoff verarbeitende Industrie zu verbessern. Darüber hinaus ist er unter anderem Mitglied des Kuratoriums der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und Mitglied des Lenkungskreises des Deutsch-Russischen Rohstoff-Forums. Für die Wirtschaftsvereinigung Stahl ist er ebenfalls aktiv im Einsatz. Saarländische Gemütlichkeit – die gibt es für ihn nur eingeschränkt, von seiner Vorliebe für gutes Essen und einem Glas guten Wein abgesehen.
Trotz seiner vielfältigen beruflichen Aktivitäten findet Hans-Joachim Welsch auch Zeit für seine privaten Interessen: Mit seiner Frau Cornelia, die als Juristin tätig ist, genießt er seine Freizeit bei Opern-, Theater- und Museumsbesuchen. Zum Abschalten wandert er, steigt auf das Fahrrad oder in einen Oldtimer. Seit vielen Jahren interessiert er sich leidenschaftlich für Kunst, insbesondere moderne und afrikanische.
Die Arbeit im BDI-Ausschuss für Rohstoffpolitik, dem er seit der Gründung 2007 angehört und den er seit 2013 als Vorsitzender leitet, ist für ihn eine Herzensangelegenheit. „Es macht großen Spaß, mit den Rohstoffexperten aus Unternehmen, Verbänden und der Politik zusammenzuarbeiten.“ Als Praktiker ist es für ihn wichtig, gestalterisch tätig zu sein.
Gemeinsam mit den Mitgliedern des Ausschusses und der Abteilung Sicherheit und Rohstoffe bearbeitet Welsch eine große Bandbreite an Themen: „Wir betrachten die gesamte Wertschöpfungskette – von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung bis hin zum Recycling.“
Im Bereich Importrohstoffe geht es in der Ausschussarbeit um Handels- und Wettbewerbsverzerrungen auf internationalen Rohstoffmärkten. Sorgen machen ihm dabei insbesondere oligopolistische Strukturen: Wenige große Rohstoff-Anbieter stehen einer Vielzahl an Nachfragern gegenüber – und können ihre Marktmacht bei der Preissetzung ausnutzen. „Auch staatliche Eingriffe in den Rohstoffhandel haben in den vergangenen Jahren zugenommen und führen zu Wettbewerbsverzerrungen für die deutsche Industrie“. Der Ausschuss hat diese Entwicklung im Rahmen eines umfangreichen Positionspapiers aufgegriffen, das die Herausforderungen deutlich macht und Handlungsempfehlungen an die Politik gibt. Mit Blick auf die zuletzt fallenden Rohstoffpreise warnt Welsch: „Kein Grund zur Entspannung! Derzeit werden Kapazitäten zurückgefahren, so dass sich wahrscheinlich bereits 2017 wieder die ersten Verknappungstendenzen anbahnen.“
So werde zurzeit beispielweise in der Automobilindustrie „der Hebel umgelegt“ in Richtung Elektromobilität. Dies bedeute erheblichen Mehrbedarf an Rohstoffen, insbesondere den Seltenen Erden.
Die Interaktion mit politischen Entscheidungsträgern ist vielfältig und erfolgt unter anderem bei den regelmäßig stattfindenden Ausschusssitzungen. „Uns ist es wichtig, dass die Berliner Politik im direkten Austausch mit den betroffenen Unternehmen steht und sich ein Bild von den konkreten Herausforderungen auf den Rohstoffmärkten macht.“
Auch öffentliche Auftritte schärfen das Profil. Als Beispiel nennt Welsch den BDI-Rohstoffkongress, der in diesem Jahr bereits zum fünften Mal stattfindet: „Es ist erklärtes Ziel der Politik und der Industrie, bei der Digitalisierung und Industrie 4.0 eine Vorreiterrolle einzunehmen.“ Der damit verbundene Rohstoffbedarf dürfe nicht vergessen werden: „Auch wenn Rohstoffe in unserem Alltag eine Selbstverständlichkeit zu sein scheinen, müssen wir den Zugang der Industrie dazu langfristig sicherstellen.“