Zwar hat sich pünktlich zu unserem Besuch der Smog verzogen. Aber die statistische Angabe, wie viele kleinste Partikel in einem Kubikmeter Luft vorkommen, versetzt Besucher immer noch in Aufregung – trotz strahlender Sonne am Tag und wolkenlosen Himmels in der Nacht. In Berlin enthält die Luft durchschnittlich 16 Mikrogramm dieser Partikel, in der chinesischen Hauptstadt 86, hat der britische Guardian gerade aus Daten der Weltgesundheitsorganisation berechnet.
Während die Autohersteller, auch Importeure aus Deutschland, landesweit hohe Zuwachsraten vermelden, nimmt der ohnehin schon dichte Verkehr in den Metropolen zu den Stoßzeiten noch einmal deutlich zu. Ein neues Nummernschild gibt es in Peking seit Jahren nur noch in einem Lotterieverfahren, in Shanghai soll es mehr als 10.000 Euro kosten. Zuweilen gilt die Fahrerlaubnis an besonders trüben Tagen nur für die Glücklichen, deren Nummernschild auf eine bestimmte Ziffer endet. Wer es sich leisten kann, hat deshalb angeblich diverse Nummernschilder vorrätig, erzählt man sich.
Auf den Straßen der Hauptstadt fahren überraschend viele Autos deutscher Hersteller: Ob BMW, Daimler oder Porsche, Audi oder VW, sie gehören in Peking zum Straßenbild. Außerdem sind zahlreiche Elektrofahrzeuge unterwegs – deutlich mehr als in Deutschland. Allein im vorigen Jahr verkauften sich im ganzen Land rund 350.000 vollelektronische und Hybrid-Fahrzeuge.
Laut Plänen der Regierung sollen es noch mehr werden. Trotz aller marktwirtschaftlichen Ansätze im Riesenreich bedient sich Peking zwecks Zielerreichung eines planwirtschaftlichen Instrumentariums: Schon ab dem kommenden Jahr sollten strenge Quoten dafür sorgen, den Anteil der Stromautos zu erhöhen. Eine Abstimmung mit den Anbietern und Übergangsfristen waren erst gar nicht vorgesehen.
Nun atmen die Produzenten auf. Es spricht viel dafür, dass sich die strikten Vorschriften ändern. Es wäre ein wichtiges Signal aus Peking. Gleichwohl zeigt sich die Industrie noch verunsichert: Aktuell liege überhaupt nichts Schriftliches vor, heißt es. Und das ist das Mindeste, was Unternehmen in China zählen lassen.
„Fehlende Rechtssicherheit ist ein zentrales Thema in China“, sagt ein Unternehmensvertreter. Die Aussicht auf hohe Wachstumsraten hat das Risiko, auch schon mal unter willkürlichen Ansagen zu leiden, klein erscheinen lassen. Wie die Regierung jetzt mit der Quote für Elektromobile umgeht, gilt als Musterfall dafür, wie China in den kommenden Jahren wirtschaftspolitisch zu agieren gedenkt. Nicht nur Investoren aus der Autoindustrie blicken in diesen Tagen gespannt und genau nach Peking.