Zum 60. Geburtstag wünscht man sich nicht unbedingt eine Berichterstattung, welche eigene Schwäche, Unvermögen oder Krankheit, ja die Unsicherheit der persönlichen Zukunft thematisiert. Insofern ist die Europäische Union nicht zu beneiden. Sechs Jahrzehnte nach Abschluss der Römischen Verträge im Frühjahr 1957 wurde zwar gefeiert, aber die Gratulationsschreiben hatten es in sich. „Wie Europa retten?“, fragte der Economist, einen „rasenden Stillstand“ konstatierte der Tagesspiegel mit Blick auf den Motor der EU, das Verhältnis zwischen ihren beiden größten Mitgliedstaaten, Deutschland und Frankreich. Wie tröstlich, dass in diesen Tagen viele Menschen auf die Straße gehen, um für Europa zu demonstrieren. „Vereint für Europa“ hieß das Motto in London, „Marsch für Europa“ in Paris und in Berlin, wo zudem seit einigen Wochen viele Leute regelmäßig auf dem Gendarmenmarkt für unseren Kontinent demonstrieren. Gibt es Vergleichbares anderswo auf der Welt? Wer berichtet von Versammlungen für andere Erdteile, zu denen eine nennenswerte Zahl ihrer Bewohner zusammenkommen? Fehlanzeige, derartige Demos gibt es nirgendwo sonst. Und deshalb rufen wir Dir, Geburtstagskind EU, auch an dieser Stelle einfach mal zu: Glückwunsch! Happy Birthday! Joyeux Anniversaire!