Und dann kam es doch anders. Die Freude an der Fotografie blieb, aber statt einer Karriere hinter der Kamera folgte ein Jura-Studium an der Universität in Mainz. Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen promovierte der gebürtige Ludwigshafener im Arbeitsrecht. Zunächst arbeitete er Ende der 1980er Jahre als Regierungsassessor in der Finanzverwaltung in Karlsruhe. Drei Jahre später kam das Angebot von der BASF-Tochter Wintershall, nach Kassel zu gehen: „Da musste ich nicht lange nachdenken“, erinnert sich Haas. „Nicht weil mir die Arbeit in der Finanzverwaltung keinen Spaß gemacht hat, sondern weil ich etwas gestalten und international arbeiten wollte.“ Es folgten Stationen bei BASF in der Zentralabteilung Steuern in Ludwigshafen, in der Steuerabteilung für Nordamerika in New Jersey und im Vorstand der BASF Coatings.
Vor zehn Jahren wurde Haas Leiter der Zentralabteilung Steuern und Zölle, seit 2011 ist er Präsident für Recht, Steuern und Versicherungen sowie General Counsel der BASF-Gruppe. 2015 kam das Thema „Intellectual Property“ dazu. „Neben der Fachkompetenz in meinen Einheiten und dem Fokus auf Compliance ist mir wichtig, dass wir die Kunden immer im Blick haben. Dazu gehört, dass wir unseren Kollegen in den Geschäftsbereichen auch mal über die Schulter schauen“, sagt Haas. „Wir wollen verstehen, was wir in den Funktionen tun können, damit BASF in ihren Märkten erfolgreich bleibt. Die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten schafft auch im Unternehmen häufig Mehrwert.“
Zu seinem Verantwortungsbereich im Unternehmen passt der Vorsitz des Steuerausschusses des BDI, den Wolfgang Haas seit 2013 innehat: „Unsere Aufgabe ist es, den Parlamentariern im Gesetzgebungsverfahren die Perspektive der deutschen Industrie zu vermitteln. Man braucht Ausdauer und Geduld. Vieles lässt sich eben nicht so schnell umsetzen, wie wir uns das vorstellen.“ Für Haas ist klar: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel: Nach Jahren restriktiver Steuerpolitik ist es an der Zeit, das Steuerrecht Deutschlands für den unvermindert anhaltenden Steuerwettbewerb zwischen den Staaten fit zu machen. So ist beispielsweise die Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung für alle Unternehmen in Deutschland lange überfällig.“
Bleibt noch Zeit für Freizeit? „Ich versuche, so viel Zeit wie möglich mit der Familie und Freunden zu verbringen“, erzählt Haas. Gern stellt er sich auch mal in die Küche und kocht für alle. „Aber nichts Aufwändiges. Ich mag einfache Gerichte mit guten Zutaten und sorgfältig zubereitet.“
Außerdem stehen Reisen auf dem Freizeitprogramm. Die Familie war zuletzt in Südafrika, Namibia und Botswana – selbstverständlich mit Kamera. Und das sind dann wieder die Momente, bei denen die Kamera dabei ist und es um die richtige Perspektive, die beste Brennweite und den goldenen Schnitt geht. „Das ist doch eine passende Ergänzung zu der Tätigkeit bei BASF und der deutschen Steuerpolitik“, findet Haas.