Seit Mitte Mai finden sich wieder Gäste im Pekinger Büro des BDI ein. Auch Besuche bei chinesischen Organisationen und der persönliche Austausch mit Diplomaten, Stiftungen und Unternehmen ist wieder möglich. Endlich ist die Zeit vorbei, in der man sich nur über den Bildschirm sah oder am Telefon hörte. Doch wo man sich auch trifft, ob im Büro oder im Restaurant, der Mundschutz ist immer dabei. Im öffentlichen Raum sind die Maske und die Gesundheits-App auf dem Handy nach wie vor die wichtigsten Utensilien.
Die Lichter zahlreicher Restaurants bleiben dunkel. Viele Gaststätten und kleinere Läden, die einen Großteil der Arbeitskraft ausmachen, haben den Lockdown nicht überlebt. Wie viele der rund 280 Millionen Wanderarbeiter im ganzen Land nicht wieder in die Städte zurückkehren konnten, ist unklar. Welchen Tätigkeiten sie nun nachgehen ebenfalls. Im März stieg die offizielle städtische Arbeitslosenquote vorübergehend auf den Rekordwert von 6,2 Prozent. Realistischere Schätzungen aber gehen von über 20 Prozent Arbeitslosigkeit oder 70 Millionen Menschen ohne Job aus. Auf dem gerade zu Ende gegangenen Nationalen Volkskongress (NVK) sprach Premierminister Li Keqiang viel über die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen.
Dennoch: Nach dem Absturz der chinesischen Wirtschaft im ersten Quartal mit einem Minus von 6,8 Prozent gibt es Anzeichen einer Stabilisierung. Die Industrieproduktion verzeichnete im April wieder ein leichtes Plus, auch die Autoverkäufe zogen wieder an. Hier zeigen die Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung Wirkung. Im Fokus stehen die kleinen und mittleren Privatunternehmen, die rund vier Fünftel der Arbeitskräfte beschäftigen und zumeist mit einer dünnen finanziellen Decke auskommen müssen.
Gleichzeitig bricht nun eine Zeit schwacher globaler Nachfrage an. Die chinesische Regierung ist verunsichert. Zum ersten Mal seit über 25 Jahren gab sie auf dem NVK kein offizielles Wachstumsziel aus. Der Internationale Währungsfonds rechnet für das Gesamtjahr 2020 für China nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent. 2019 lag es noch bei 6,1 Prozent. Peking und andere Großstädte werden noch länger viel von ihrer quirligen Geschäftigkeit vermissen lassen.