„In China gibt es weiterhin viele Marktzugangshemmnisse, die in Europa nicht existieren“, betonte der BDI-Präsident. In Deutschland kenne man keine Kapitalbeschränkungen für ausländische Investoren, den Joint-Venture-Zwang oder die Ungleichbehandlung von chinesischen Unternehmen bei öffentlichen Ausschreibungen. „Wir Europäer müssen genauso Mehrheitsbeteiligungen an Unternehmen in China erwerben dürfen wie die Chinesen bei uns.“
Kempf forderte, dass China selbst einen Beitrag zum Abbau der wachsenden Skepsis gegenüber chinesischen Investitionen in Deutschland leisten müsse. Dies gelinge indem, China selbst Hemmnisse für ausländische Unternehmen abbaut und mehr Arbeitsplätze nach chinesischen Firmenübernahmen entstehen. Gleichzeitig müsse es mehr Transparenz über die staatlichen und privaten Mittel Chinas für seine strategischen Ziele bei Auslandsinvestitionen geben. Das betreffe auch Fragen der Projektvergabe und -finanzierung bei solchen Projekten, die China im Rahmen der „Belt and Road Initiative“ (Seidenstraße-Initiative) planen und umsetzen will. Diese Themen waren auch Teil des Anfang Juni erstmals in Berlin tagenden vierten Deutsch-Chinesischen Beratenden Wirtschaftsausschusses (DCBWA) mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Chinas Ministerpräsident Li Keqiang.
„China und Deutschland müssen sich gegenseitig ein verlässlicher Wirtschaftspartner sein und mehr miteinander reden. China muss sich gegen Protektionismus stellen und konsequenter eigene Handels- und Investitionshemmnisse abbauen“, sagte Kempf. Er sieht Chinas Aufstieg zu einem modernen Industriestaat als Chance. Die von China angestrebte Neuausrichtung der Wirtschaft hin zu Qualität und Nachhaltigkeit eröffnet deutschen Unternehmen viele Möglichkeiten für den Einsatz neuer Technologien, höherwertiges Wachstum sowie ressourcenschonendes Produzieren. Sie haben viel anzubieten. Allerdings wies der BDI-Präsident darauf hin, dass Technologieschutz und Datensicherheit die wichtigsten Voraussetzungen für eine engere Kooperation deutscher und chinesischer Unternehmen sind – insbesondere für Industrie 4.0. Außerdem seien KMUs, die auch in Deutschland das wirtschaftliche Rückgrat sind, noch mehr als große Unternehmen auf faire Rahmenbedingungen angewiesen.
„Zu einer guten Partnerschaft gehört, Probleme offen anzusprechen. Gemeinsam wollen wir bestehende oder sich anbahnende Differenzen rechtzeitig klären. Deswegen ist der BDI seit Mitte vergangenen Jahres mit seiner eigenen Repräsentanz in Peking vertreten“, sagte Kempf.