Der BDI unterhält mit dem ostafrikanischen Industrieverband East African Business Council (EABC) seit April 2015 ein Partnerschaftsprojekt. Ziel ist es, die regionale Wirtschaftsintegration in Ostafrika zu unterstützen, wozu auch die Stärkung der öffentlichen Kommunikation gehört. Denn das Potenzial für eine starke regionale Stimme aus dem für Investoren derzeit vielleicht interessantesten Wirtschaftsraum Afrikas ist groß. Das betonen Mihm gegenüber auch die Korrespondenten großer internationaler Medien, mit denen er im Zuge der Vorbereitung für diesen Workshop gesprochen hat.
So unterschiedlich die Ausgangslage für wirkungsvolle Medienarbeit zwischen Deutschland und Ostafrika auch sein mag – über eines waren sich die Workshop-Teilnehmer schnell einig: Überall sind Journalisten auf Wirtschaftserklärer aus der Wirtschaft angewiesen. Gebraucht werden fachliche Brillanz, schnelle Erreichbarkeit – und eine starke, unabhängige Meinung mit klarer Agenda. Denn nur wer sich als selbstbewusster Akteur traut, politisches Handeln nicht nur zu kommentieren, sondern auch Fehlentwicklungen mit überzeugenden Fakten zu kritisieren, ist für Medien glaubwürdig – und sorgt für Schlagzeilen.
Es ist Aufgabe der Kommunikatoren, diese Anforderungen an ihre Kollegen und Führungspersönlichkeiten in den Verbänden zu vermitteln. Dieses berufliche Selbstverständnis teilten die Kollegen aus Burundi, Kenia, Ruanda, Tansania und Uganda mit ihrem deutschen Kollegen uneingeschränkt. Genauso wie die Herausforderungen, die Kommunikatoren dies- und jenseits des Äquators erleben.
Zum Beispiel, wenn sie mit den Vermarktungswünschen für ein 25-seitiges Positionspapier oder eine zweitägige Investorenkonferenz konfrontiert werden. Das sind für einen Verband oft bahnbrechende Ereignisse. Aber nicht zwangsläufig heiße News, wenn sie an der Nachrichtenlage vorbei laufen. Könnt ihr uns nicht noch andere Daten liefern – oder vielleicht sogar ganz andere Ergebnisse? Da ist dann oft sanfte Überzeugungsarbeit vonnöten, egal ob auf Deutsch, Englisch oder Kisuaheli. Die frohe oder kritische Kunde unters Volk zu bringen ist schwierig. Doch immerhin stehen dem professionellen Verbandskommunikator heutzutage eine Vielzahl von Kanälen zur Verfügung, Social Media sei Dank.
Auf dem Gebiet konnte der vortragende Mzungu aus Deutschland so einiges von seinen Kollegen lernen: Denn in Ostafrika funktioniert die Kommunikation in Wirtschaftsverbänden und Politik anders als in Deutschland längst auch vollständig digital. Während in einem Land wie Ruanda mit nur elf Millionen Einwohnern 1,6 Millionen dem Präsidenten auf Twitter folgen, bringt es die Bundeskanzlerin unter fast 83 Millionen Bundesbürgern gerade mal auf 4951 Follower. Sie lässt lieber ihren Regierungssprecher zwitschern, dem Hunderttausende folgen, immerhin. Und so endete dieser Workshop mit einem vielversprechenden Brückenschlag: Während der BDI dazu beiträgt, die Chancen für vielversprechende und nachhaltige Investitionen in Ostafrika zu erhöhen, gaben seine Digital Natives ihrem Berliner Verbandskollegen in der Zwischenzeit gerne Nachhilfe: zum Beispiel bei der Nutzung von sozialen Medien.